DER SICHERHEITSDIENST

11 DSD 4 | 2024 GELD UND WERT mittel nutzen, es so auch zukunftssicher zu machen. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Punkt ist die Verfügbarkeit von Wechselgeld. Während es im europäischen Ausland teilweise Usus ist, dass Cent-Beträge gerundet werden, ist dies in Deutschland nicht der Fall. Eine entsprechende regulatorische Umsetzung als „Zwang“ würde in der Konsequenz dazu führen, dass mehr Menschen unbare Zahlungsmethoden nutzen würden, weil diese nicht auf das Wechselgeld verzichten möchten. Gerade in einem Land wie Deutschland, dem Erfinder der „Geiz ist Geil“-Mentalität, ist die Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Wechselgeld wichtig. Dies gilt nicht nur für Münzen, sondern auch für kleinere Scheine im Rahmen des Cashback-Verfahrens. Last, but not least, muss Bargeld auch öffentlichkeitswirksam und medial positiv belegt werden. Dies fällt generell schwer im Kampf zu den Werbebudgets der unbaren Zahlungsanbieter, muss jedoch jetzt, wo Bargeld noch eine wichtige Rolle im Zahlungsverkehr spielt, initiiert und verstärkt werden, bevor Zustände herrschen wie in Australien oder Schweden. Dazu gehört, bspw. gegen Vorurteile vorzugehen. Beliebt ist es, Bargeld und Kriminalität in Zusammenhang zu bringen. Die Obergrenze von 10.000 Euro bei Zahlungen mit Bargeld ab 2027 ist beschlossen. Ob sie Wirksamkeit zeigt? Die Übergangsphase nutzen Kriminelle, indem sie andere, nicht regulierte Instrumente wie bspw. Kryptowährungen nutzen. Seit dem 1. April 2023 ist die Barzahlung beim Erwerb von Immobilien verboten. Gleichwohl kauft die Organisierte Kriminalität weiterhin munter Immobilien in Deutschland auf. Das Paracelsus-Prinzip ist überholt und wird auch durch Wiederholung nicht richtig. Dem Bargeld fehlt in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern, eine Lobby, die die positiven Eigenschaften des Bargelds promotet. • Bargeld ist gelebte Freiheit. Es bedeutet Privatsphäre, Datenschutz und die eigene Hoheit, welche Daten man zulassen möchte. • Bargeldzahlungen sind sicher. Geld, das bar aufbewahrt und verwendet wird, ist bspw. vor Cyberangriffen geschützt. • Bargeld ist verfügbar. Auch ohne technische oder administrative Infrastruktur wie Vertrag, Konto, Strom oder Internet. • Bargeld ist uns allen. Bargeld ist das gesetzliche Zahlungsmittel und steht uns allen als inklusives Zahlungsmittel zur Verfügung. Ob Bargeld letztendlich eine Zukunft hat, entscheidet ein jeder von uns. Bei jedem einzelnen Zahlvorgang. Solange es Menschen gibt, die Bargeld nachfragen und damit zahlen, hat auch das Bargeld eine Zukunft. Es obliegt uns allen, sich für eine offene, solidarische Gesellschaft einzusetzen, die Bargeld als inklusives Zahlungsmittel im Mix der Mittel nutzt. Da hilft ausnahmsweise auch mal der Blick nach Schweden. Die schwedische Gesellschaft, häufig auf dem Weg zur „cashless society“ propagiert, hat den Wert von Bargeld entdeckt. Die Nutzbarkeit von Bargeld muss für die Zukunft ausreichend sichergestellt werden, fordert die Riksbank, die schwedische Zentralbank. In ihrem Jahresbericht bezeichnet sie den digitalen Zahlungsverkehr als kritisches Sicherheitsdefizit u. a. bei Stromausfällen und Cyberattacken. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Diskussion über die Zukunft des Bargelds nicht schwarzweiß, wie häufig praktiziert, mit „Ja zu digitalen Zahlungsmitteln“ und „Nein zu Bargeld“ geführt werden sollte. Vielmehr ist ein „Sowohl-als-auch“-Gedanke zu favorisieren. Und das allein sollte in unserem aller Interesse sein. Denn kein Zahlungsmittel hat alle Vorzüge auf seiner Seite. Und genau deshalb brauchen wir alle auch Bargeld. Heute und auch in der Zukunft. Anzeige

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