DER SICHERHEITSDIENST

1 DSD 4 | 2024 EDITORIAL Vorstandsvorsitzender der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste Michael Mewes Bargeldlose Gesellschaft = hilflose Gesellschaft Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrter Leser, unter dieser Überschrift haben wir im öffentlichen Teil unserer Jahresmitgliederversammlung über den Stand der Bargeldnutzung und die Sicherung des Bargeldkreislaufes diskutiert. Die Nutzung von Bargeld hat in den vergangenen Jahren in Deutschland einen signifikanten Rückgang erlebt. Insbesondere durch die Coronapandemie hat diese Entwicklung an Fahrt aufgenommen. Während 2017 noch etwa 74 Prozent aller Zahlungsvorgänge mit Bargeld abgewickelt wurden, fiel dieser Wert laut der Deutschen Bundesbank bis 2023 auf fast 50 Prozent und bezogen auf den Umsatz gar auf einen Wert von 26 Prozent (siehe dazu den Beitrag auf Seite 3 in diesem Heft). Mit der rückläufigen Bargeldnutzung einher geht der Rückbau der Bargeldinfrastruktur. Bankfilialen werden geschlossen, Geldausgabeautomaten abgebaut, die Bargeldannahme wird immer häufiger abgelehnt und auch unsere Mitgliedsunternehmen passen ihre Kapazitäten der gesunkenen Nachfrage an. Für einen robusten und nachhaltig funktionierenden Bargeldkreislauf sind drei Bedingungen essenziell: der ausreichende Zugang der Bevölkerung zu Bargeld, die Akzeptanz von Bargeld und die Verfügbarkeit von Wechselgeld. Wobei sich Akzeptanz sowohl auf den Zahlungsvorgang an der Kasse als auch die Möglichkeiten für Händler bezieht, eingenommenes Bargeld in Buchgeld zu wandeln. Um diese Bedingungen nicht nur für das Alltagsgeschäft, sondern auch und ganz besonders für den Not- und Krisenfall aufrechtzuerhalten, sind klare Vorgaben und Leitplanken durch Politik und Bundesbank notwendig. In Krisensituationen, wie etwa bei Naturkatastrophen, Cyberattacken oder weitreichenden Stromausfällen, zeigt sich die Verwundbarkeit digitaler Zahlungsmittel. Wenn etwa durch einen Stromausfall die elektronische Zahlungsinfrastruktur zusammenbricht, wird Bargeld zum wichtigsten Zahlungsmittel, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Insbesondere für den Kauf von Lebensmitteln, Medikamenten oder Treibstoff ist Bargeld dann unerlässlich. Die Deutsche Bundesbank ist sich der Lage voll bewusst und hat daher ein Nationales Bargeldforum ins Leben gerufen, in dem alle Bargeldakteure gemeinsam nach Zukunftslösungen suchen. Weitere Informationen zum Nationalen Bargeldforum finden Sie im Beitrag von Herrn Burkhard Balz auf Seite 5. Hingegen ist bei den zuständigen Ministerien zwar kein Erkenntnisdefizit, wohl aber ein deutliches Handlungsdefizit zu beklagen. Insbesondere ist im neuen KRITIS-Dachgesetz die Chance vertan worden, durch Zuweisung von Sonderrechten an KRITIS-Akteure wie die Geld- und Wertdienstleister einen Beitrag zur Sicherstellung des Bargeldkreislaufes auch in Not- und Krisenzeiten zu leisten. Begrüßenswert sind die Bemühungen auf EUEbene, im Rahmen der Gesetzgebung „Legal Tender“ eine Annahmeverpflichtung für Bargeld einheitlich im ganzen Gebiet der Europäischen Union zu schaffen (siehe dazu den Beitrag von Herrn Andreas Goralczyk auf Seite 16 in diesem Heft). Die BDGW wird sich weiterhin auf allen Ebenen in die Diskussion einbringen und darum kämpfen, dass unser Bargeld und die Bargeldinfrastruktur erhalten bleiben. Unsere Betriebe und die Beschäftigten unserer Geld- und Wertdiensteindustrie sollen auch weiterhin eine sichere und langfristige Perspektive haben. An dieser Stelle danke ich alle Mitarbeitenden unserer Mitgliedsunternehmen für ihr großartiges Engagement. Ihr Einsatz trägt wesentlich dazu bei, dass Wertdienstleistungen sicher und effizient erbracht werden. Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start in das Jahr 2025. Bleiben Sie gesund! Ihr Michael Mewes

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