DER SICHERHEITSDIENST

SICHERHEITSFORSCHUNG 71 DSD 1 | 2023 Konzertreihe: Coronaspürhunde sind alltagstauglich Studie„Back to Culture“ veröffentlicht Kontakt: Professor Dr. Holger Volk Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Klinik für Kleintiere Tel.: +49 511 953-6202 Mail: holger.volk@tiho-hannover.de Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchte in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), dem Robert-Koch-­ Institut, Hannover Concerts, ProEvent Hannover und der AWiAS Aviation Services GmbH, ob ausgebildete Coronaspürhunde im Alltag eingesetzt werden könnten, um mit SARS-CoV-2 infizierte Personen aufzuspüren. Für die Studie veranstaltete das Projektteam Ende 2021 vier Konzerte, bei denen die Coronaspürhunde am Einlass an Tupfern mit Schweißproben aller Besucherinnen und Besucher rochen, um Coronainfektionen zu entdecken. Ihre Ergebnisse veröffentlichte das Forschungsteam im November 2022 in der Fachzeitschrift BMJ Global Health. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstützte die Studie mit rund einer Million Euro. „Ich freue mich über den Erfolg der Machbarkeitsstudie ‚Back to Culture‘“, so Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs. „Sie zeigt, dass der Einsatz der Hunde eine Option sein kann und ist ein weiterer Beleg für die Kreativität und Innovationskraft Niedersachsens.“ Die Trefferquote der Hunde lag bei fast 100 Prozent. Acht Hunde waren im Vorfeld darauf trainiert worden, SARSCoV-2-positive-Proben am Geruch zu erkennen. Um zu bewerten, wie gut die Leistung der Coronaspürhunde, Menschen auf SARS-CoV-2 zu screenen, in einer alltäglichen Situation funktioniert, organisierte das Projektteam vier Konzerte mit Fury in the Slaughterhouse, Bosse, Alle Farben und Sido. Insgesamt kamen 2.802 Teilnehmende zu den vier Veranstaltungen. Sie alle gaben Schweißproben ab, die den Tieren in einer Anordnung, bei der die Besucherinnen und Besucher keinen direkten Kontakt zu den Hunden hatten, präsentiert wurden. Zusätzlich hatten sich vor dem jeweiligen Konzert alle Teilnehmenden mit einem SARSCoV-2-spezifischen Antigen-Schnelltest und einer RT-qPCR testen lassen. Zudem machten sie Angaben zu Alter, Geschlecht, Impfstatus und ihrer Krankheitsgeschichte. Die SARS-CoV-2-Spürhunde erreichten eine diagnostische Spezifität von 99,93 Prozent (Erkennung negativer Proben) bzw. eine Sensitivität von 81,58 Prozent (Erkennung positiver Proben). Die Gesamtrate übereinstimmender Ergebnisse betrug 99,68 Prozent. Die Mehrheit der Teilnehmenden war mit unterschiedlichen Impfstoffen und Impfschemata geimpft worden, mehrere Besucherinnen und Besucher litten an chronischen Krankheiten und wurden chronisch medikamentös behandelt. Dies hatte keinen Einfluss auf die Entscheidungen und die Arbeit der Hunde. Professor Dr. Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere der TiHo sagte: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass SARS-CoV-2-Spürhunde in einem realen Szenario eine hohe diagnostische Genauigkeit erreichen können. Impfstatus, frühere SARS-CoV-2-Infektion, chronische Erkrankung und Medikation der Teilnehmenden hatten keinen Einfluss auf die Leistung der Hunde, eine akute Infektion zu erkennen. Außerdem zeigt die Studie, wie es organisatorisch gut möglich ist, Coronaspürhunde im Alltag einzusetzen.“ Das Projekt „Back to Culture“ Schon im Juli 2020 hatte ein Forschungsteam der Klinik für Kleintiere in einer Pilotstudie gezeigt, dass Hunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn in der Lage sind, Speichelproben SARS-CoV-2-infizierter und gesunder Menschen unter Laborbedingungen mit rund 94-prozentiger Sicherheit zu unterscheiden. Eine Folgestudie ergab, dass auch Schweiß und Urin geeignetes Probenmaterial sind. Ziel des gemeinsamen Projekts „Back to Culture“ war es, zu prüfen, wie und ob Großveranstaltungen durch den Einsatz von Coronaspürhunden sicherer werden können. Die Studienergebnisse liefern zudem eine Aussage darüber, ob Coronaspürhunde auch in anderen Alltagssituationen eingesetzt werden könnten.

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