DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 40 DSD 4 | 2022 knapp 20.500 Zuschauer. Ein Böllerwurf hatte zu einem Spielabbruch und zwei verletzten Spielern geführt. Laut Pressemitteilungen konnte der Täter mithilfe von Videoaufnahmen von Fans und Journalisten überführt werden, nicht aber mit der stadioneigenen Videoüberwachungsanlage. Diese war für den Vorfall nicht geeignet, die Person zu identifizieren. Der Verein hatte kurz darauf beschlossen, seine Videoüberwachungsanlage grundlegend zu erneuern. Wie wichtig eine auf die Erfordernisse in einem Stadion ausgelegte Videoüberwachungsanlage ist, weiß auch Uwe Stahlmann, Leiter der Landesinformationsstelle Sporteinsätze im Innenministerium Baden-Württemberg, zu bestätigen: „Wenn Fans beispielsweise auf den Platz rennen, muss die Einsatzleitung sehr schnell feststellen können, ob dort Personen nur feiern wollen oder die Auseinandersetzung mit anderen Fans suchen.“ Das Geschehen in Stadien im Blick Eine Videoüberwachungsanlage in einem Stadion sollte einem Drei-Stufen-Modell folgen: Auf der ersten Stufe ist eine reine Detektion von Ereignissen ausreichend, etwa im Bereich der Perimetersicherheit von Stadiongrenzen und Freiflächen außerhalb der Innenräume. Die zweite Stufe umfasst Detektion und Identifikation. Dies betrifft etwa die Tribüne der Heimfans und sicherheitsrelevante Bereiche wie Zu- und Abgänge, VIP-Räume und Ähnliches. Die dritte Stufe beinhaltet neben Detektion und Identifikation auch die Möglichkeit, einen Bereich aus mehrerenWinkeln zu erfassen, etwa die Stehplätze der Gastfans. Geregelt sind die wichtigsten Anforderungen an dieVideoüberwachung in der DIN 62676. Für eine Detektion, also die Fähigkeit, mit einiger Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, ob eine Person anwesend ist oder nicht, reicht eine niedrige Auflösung von 25 Pixeln pro Meter (px/m) Entfernung. Möchte man Personen in einem Bereich erkennen, sind bereits 125 px/m notwendig. Und für das Überprüfen, also nahezu zweifelsfrei festzustellen (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) eine Person zu identifizieren, müssen es 1.000 px/m sein. Hinzu kommen die Bildraten pro Sekunde (fps), die bei sensiblen Sicherheitsbereichen wie Mundlöchern, Rängen und Blöcken sowie dem Stadionumfeld mindesten 12,5 fps betragen sollten. Für als mittel und niedrig eingestufte Bereiche sind 6 fps ausreichend. Entscheidend für die Qualität der Aufnahmen ist ferner auch die richtige Ausleuchtung im Stadion und der Szenen. Faktoren wie Lichteinfall, Entfernung zur Kamera und Farbtreue bei den eingesetzten Leuchtmitteln können sich negativ auch auf qualitativ hochwertige Objekte auswirken. Menschenmengen richtig leiten In Sachen Sicherheit dienen die Kameras nicht nur der Strafverfolgung, sondern auch dem Überblick über das Verhalten der Menge im und auch um das Stadion. Allerdings kann die Videoüberwachung nur zeigen, wohin sich im Ereignisfall die Menschenmengen oder Personenströme bewegen, sodass Einsatzkräfte mitunter schnell auf unvorhergesehene Verdichtungen von Gruppen reagieren müssen, etwa vor Ausgängen. Das Räumen von Stadien oder Arealen ist eine komplexe Aufgabe, denn es geht nicht nur darum, die Menschen innerhalb einer Zeitspanne aus einem bestimmten Bereich zu evakuieren. Wichtig wäre auch wissen, wie sich Menschenströme verhalten, wenn sie etwa das Stadion verlassen haben. Wie bewegen sie sich in den Straßen, wohin würden Gruppen sich hinbewegen? Die Polizei Stuttgart einwickelt mit Kooperationspart1,5 Millionen Zuschauer haben in der Spielzeit 2021/2022 Spiele der ersten drei Ligen besucht. Bild: # 531623764/Manuel-F-O/istockphoto.com

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