DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 22 DSD 4 | 2022 Kunde ausgezahlt. Damit zahlen die Cashback-praktizierenden Händler rund vier Prozent ihres Gesamtumsatzes und fast zehn Prozent ihres Bargeldumsatzes wieder an Kunden aus. Niels Riedel, Senior Lead Expert der Europäischen Zentralbank, machte deutlich, dass die EZB derzeit den Geschäftsbanken europaweit hinsichtlich ihres Bargeldversorgungsauftrages „genau auf die Finger schaut“. Dazu positioniert sich die EZB ganz klar: Bargeldversorgung ist Kernaufgabe der Banken. Cashback im Handel wird seitens der EZB ausschließlich als Ergänzung und nicht als Ersatz gesehen. Er berichtete auch über erste Aktivitäten einer möglichen zukünftigen europaweiten Annahmeverpflichtung für Bargeld in allen Wirtschaftskreisen. Dass Bargeld ein unverzichtbarer Bestandteil einer funktionierenden Demokratie ist, erklärte Andrea Nitsche von der Initiative „Bargeld zählt!“ gemeinsam mit Dr. Friedemann Berg vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Die Initiative versucht, ein Bewusstsein für den gesellschaftlichen Wert des Bargelds zu schaffen und setzt sich dafür ein, die Akzeptanz, die Verfügbarkeit und den Zugang zu Bargeld politisch sicherzustellen. Dr. Tim Stuchtey vom Brandenburgisches Institut für Gesellschaft und Sicherheit beschäftigte sich mit der Resilienz in der Bargeldversorgung und wies auf die besondere Bedeutung und Notwendigkeit der Bargeldversorgung in Krisenzeiten hin. An Beispielen wie etwa der Flutkatastrophe machte er deutlich, welche Bedeutung das Bargeld in derartigen Situationen für die Bevölkerung besitzt. Für die BDGW sprach Kirsten Wiegand über die aktuellen Herausforderungen der Branche. Zwar habe Bargeld einen großen Zuspruch in der Bevölkerung, aber hat keine Lobby. Alternative Zahlungsmittel werden interessengetrieben promotet und Europas Maßnahmen verleiden die Bargeldnutzung. Durch das Bankfilialsterben und die Konsolidierung der Wertdienstleister ist die Bargeldinfrastruktur stark reduziert worden. Weitere Maßnahmen wie eine Bargeldobergrenze, Abschaffung weiterer Denominationen sollten unterbleiben und der Betrieb der Bargeldinfrastruktur müsse effizienter und wirtschaftlicher gestaltet werden. Politisch fordert die BDGW Leitplanken für die Bargeldinfrastruktur, wie etwa den Erhalt einer flächendeckenden Infrastruktur durch die Kreditinstitute sicherzustellen und eine Annahmeverpflichtung für Bargeld im Handel einzuführen. Die Effizienzsteigerung des Bargeldkreislaufs ist für die BDGW unverzichtbar: Technische Verbesserungen, Einmannlogistik sowie Standardisierung sollen dies sicherstellen. Thierry Lebeaux als Vertreter der ESTA zeigte Globale Trends der Bargeldlogistik im Vergleich zu Deutschland auf. Hier erörterte er auch die Frage, wer für die Kosten des Bargelds letztlich aufkommen sollte: Für Banken wird Bargeld auch wegen der Kosten immer unattraktiver. Auch aus dem Bankensektor gab es eine Reihe von praxisorientierten Beiträgen. Dr. Markus Keck, Commerzbank AG, referierte über die Neuausrichtung und Automatisierung. So hat die Commerzbank ihr Filialnetz bereits an das veränderte Kundenverhalten angepasst, wird aber weiterhin noch rund 450 Filialen betreiben. Dies impliziert aber eine adaptive Anpassung der Bargeldversorgung im neuen Filialnetz, etwa durch Ermittlung des individuellen Bargeldbedarfs für jeden einzelnen Standort oder durch Errichtung von Geldautomaten an Fremdstandorten. Sein Fazit: Bargeld bleibt relevantes Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel, aber die Bargeldversorgung muss branchenübergreifend optimiert werden. Ebenso sieht Norbert Wayand von der Frankfurter Sparkasse weiterhin die Bedeutung von Bargeld. So berichtete er über die Herausforderungen in der Bargeldversorgung während und nach der Coronakrise sowie die Aktivierung eines Notfallmanagements, welches auch bei zukünftigen Ereignissen Bargeldauszahlungen sicherstellen soll. „Bargeldhandling darf eben nicht zur Nebensache erklärt werden“, so Wayand. Daniel Feist, Spezialist Cash Management der Taunus Sparkasse, zeigte auf, wie Jochen Werne, Prosegur Germany Kirsten Wiegand, Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) Thierry Lebeaux, European Security Transport Association (ESTA) Daniel Feist, Taunus Sparkasse

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