DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 14 DSD 4 | 2022 Straftaten entstand ein Sachschaden in sechsstelliger Höhe.“ Im Jahr 2017 wurden in Einzelfällen Schäden angerichtet, die sogar über einer Million Euro lagen. Ein Jahr später gab das BKA die Gesamtsumme der Begleitschäden mit einem „mittleren zweistelligen Millionenbereich“ an. Nähere Angaben über Beute und Schadenshöhe finden sich in der Betrachtung des Jahres 2019. Als durchschnittliche Beutesumme wurden 107.000 Euro angegeben (Gesamtsumme 2019: 15,2 Mio. Euro) und die Begleitschäden durch die Geldautomatensprengungen wurden wie in den Vorjahren auf einen „mittleren zweistelligen Millionenbereich“ geschätzt. 2020 stieg die Gesamtsumme der Beute auf 17,1 Mio. Euro an und steigerte sich im Jahr 2021 nochmals auf 19,5 Mio. Euro. Nach wie vor überstiegen die Begleitschäden diesen Wert deutlich. Präventionsmaßnahmen Bereits im Oktober 2015 gab das LKA NRW für die Betreiber von Geldautomaten Handlungsempfehlungen heraus. Sie waren das Ergebnis eines intensiven Erfahrungs- und Informationsaustauschs, an dem auch die Produzenten unterschiedlicher Sicherheitstechniken beteiligt waren. Darüber hinaus nahmen an den Gesprächen auch Vertreter von Versicherungen und Polizisten aus den Niederlanden teil. Diese Erfahrungen und die Erkenntnisse aus anderen Bundesländern – beispielsweise die im Jahr 2018 in Rheinland-Pfalz geschaffene Projektgruppe „Sprengung von Geldautomaten“ – flossen im Jahr 2019 in den Maßnahmenkatalog ein, den die Projektgruppe „Geldautomatensprengungen“ der „Kommission Polizeiliche Kriminalprävention“ erarbeitete. Hieraus ergaben sich ständig aktualisierte Empfehlungen zur Umsetzung unterschiedlicher Sicherungsmaßnahmen an die Betreiber von Geldautomaten. Hierzu zählen auch diverse Sicherungssysteme, von denen in der Öffentlichkeit Farbpatronen sowie Spezialkleber bekannt sind, die die Geldscheine für die Täter unbrauchbar machen. Das LKA NRW geht aber noch einen Schritt weiter. Seit dem Jahr 2020 drängt es darauf, das Aufstellen von Geldautomaten nur dann zuzulassen, wenn ausreichende Sicherungen vorhanden sind. Die Innenminister wollen noch mehr über diese Straftaten wissen. Sie gaben daher im Jahr 2020 den Auftrag an die Landeskriminalämter, die Datenlage umfassend zu erfassen. Zu diesem Zweck wurde von einer Projektgruppe ein „Erfassungsbogen zur Tatortaufnahme – Sprengung von Geldautomaten“ verfasst. Die IMK will die Ergebnisse während ihrer Herbsttagung 2023 besprechen. Auf dieser Grundlage ging die 215. Sitzung der Innenministerkonferenz im Dezember 2021 das Thema an. Die Ergebnisse sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ebenso wenig die Resultate des TOP 32 in der IMK-Sitzung vom Juni 2022, in dem die Möglichkeiten der „Bekämpfung des Deliktsphänomens Sprengungen von Geldausgabeautomaten“ besprochen wurden. Bereits jetzt kann man jedoch sagen, dass die Erklärungen und damit die daraus zu ziehenden Konsequenzen nicht auf der Hand liegen. Betrachtet man den eingangs erwähnten Landkreis Vulkaneifel, so wird dies deutlich. Zwar hat Rheinland-Pfalz umgerechnet auf die Bevölkerung bundesweit die geringste Polizeidichte, aber mehrere der gesprengten Automaten in der Vulkaneifel standen nur wenige Hundert Meter von einer Polizeiinspektion beziehungsweise einer Polizeiwache entfernt. Da greift das Argument des weiten Weges zum Tatort schlichtweg nicht. Ein Aspekt kommt in der bundesweiten Betrachtung bisher zu kurz, hat jedoch in großflächigen, aber nur dünn besiedelten Regionen durchaus schwerwiegende Auswirkungen auf die Bevölkerung: Viele Banken schließen ihre Filialen nach Geldautomatensprengungen für immer. Diesen Weg will der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Vulkaneifel nach der Automatensprengung in der Filiale in Jünkerath, bei der Ende Juni 2022 ein Schaden von 300.000 bis 400.000 Euro entstand, nicht gehen. Dietmar Pitzen betonte: „Wir bleiben in Jünkerath, werden den Standort wieder aufbauen.“ Allerdings werde dies Monate dauern, denn es sei an der Geschäftsstelle ein Totalschaden entstanden, da die Druckwelle auch die sieben Büros der Filiale zerstört habe. Weite Wege zum nächsten Geldautomaten werden den Kunden jedoch erspart. Bargeld können sie gebührenfrei am Geldautomaten der Volksbank erhalten. Bild: BKA-Bundeslagebild 2021„Angriffe auf Geldautomaten“

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