DER SICHERHEITSDIENST

LUFTSICHERHEIT 3 DSD 2 | 2022 Luftsicherheit im Umbruch Von Udo Hansen Vor der COVID-19-Pandemie waren die Aussichten für den deutschen Luftverkehr von der Erwartung eines stetigen Wachstums geprägt. In den vorangegangenen Jahren stieg die Anzahl der Passagiere an deutschen Flughäfen kontinuierlich auf rund 240 Millionen im Jahr 2019. Bis 2030 rechneten die Verbände der Luftverkehrswirtschaft mit gut 300 Millionen Passagieren. Doch dann kam im März 2020 der Lockdown und mit ihm der Luftverkehr quasi zum Erliegen. Im Vergleich zum Vorjahr brachen die Einnahmen der deutschen Flughäfen um mehr als 90 Prozent ein, die Passagierzahl sogar ummehr als 95 Prozent. Die gesamte Luftverkehrswirtschaft stand plötzlich vor bislang ungeahnten Herausforderungen. Dramatische Verkehrseinbrüche bis hin zur kompletten Einstellung von Flugverkehren brachte die gesamte Branche an den Rand der wirtschaftlichen Existenz. Dies galt sowohl für die Unternehmen als auch die vielen Tausend betroffenen Beschäftigten und ihre Familien. Zudem drohten aus gesamtgesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht langfristige, gravierende Schäden für den Fall, dass als Folge des wirtschaftlichen Einbruchs die grundsätzliche Funktionsfähigkeit des Luftverkehrs als wesentlicher Teil der Kritischen Infrastruktur nicht gewährleistet werden konnte. Branche mit 80 Prozent Personalkosten Bei den in der Luftsicherheit tätigen Unternehmen wurde dies in besonderem Maße sichtbar, da ihre Dienstleistungen logischerweise nur bei laufendem Luftverkehr erbracht werden können. Der Einbruch in nahezu allen Bedarfsfeldern ließ die Umsätze dramatisch sinken und brachte die Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage. Die Unternehmen dieser speziellen Branche, deren Kosten sich zu fast 80 Prozent aus den Personalkosten zusammensetzen und deren Umsätze vom tatsächlichen Flug- und Fluggastaufkommen abhängen, standen vor der Entscheidung, durch eine deutliche Reduktion des Personalbestandes die Kosten massiv zu senken, um Insolvenzen zu verhindern oder aber Möglichkeiten zu finden, das Gros der Beschäftigten zu halten, um den Luftverkehr – sofern er künftig wieder stattfinden sollte – sicherstellen zu können. Dabei galt es insbesondere, perspektivisch auf den Wiedereinstieg in einen „normalen“ Luftverkehr vorbereitet zu sein. Rückblickend kann festgestellt werden, dass dieser Spagat im Wesentlichen gelungen ist. Mit Kreativität und Risikobereitschaft konnten die Unternehmen das wirtschaftliche Tal überwinden, Insolvenzen vermeiden und den größten Teil der Mitarbeiter weiterbeschäftigen. Wichtige Hilfe durch den Bund als Auftraggeber Besonderer Erwähnung bedarf die Tatsache, dass der Bund als Auftraggeber im Bereich der Fluggastkontrollen mit Gesprächsbereitschaft, Verständnis für die besondere wirtschaftliche Situation und geeigneten Maßnahmen einen wesentlichen Anteil an der Problembewältigung hatte. Allerding muss auch kritisch erwähnt werden, dass mit Ausnahme der Regelungen zum Kurzarbeitergeld die zahlreichen staatlichen Hilfsprogramme für die Wirtschaft die Luftsicherheitsunternehmen kaum erreicht haben, da die Besonderheiten der Branche in den jeweiligen Anspruchsvoraussetzungen nicht berücksichtigt wurden. Als Beispiel sei nur genannt, dass Unternehmen, die im Krisenzeitraum einen unter „Normalbedingungen“ ausgeschriebenen Auftrag neu erhielten, naturgemäß keine Vorjahresbilanz vorlegen und somit eine zwingende Voraussetzung für die Hilfen nicht erfüllen konnten. Wesentliches Element der „Überlebensstrategie“ der Luftsicherheitsunternehmen war das Festhalten an einem Großteil des bewährten Personalbestandes. Die erfolgreiche Bewältigung des Osterreiseverkehrs mit seinen erfreulichen Steigerungsraten imVerkehrsaufkommen hat die Richtigkeit dieser unternehmerischen Entscheidungen eindrücklich gezeigt. Damit hat unsere Branche sowohl seine wirtschaftliche Kraft als auch die Funktionsfähigkeit des Systems „Luftsicherheit“ gerade auch in Krisensituationen unter Beweis gestellt. Präsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) Udo Hansen

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