DER SICHERHEITSDIENST

SCHUTZ VON VERANSTALTUNGEN UND MESSEN 9 DSD 1 | 2022 „Event Security gehört zu den spannendsten Tätigkeiten der Branche“ Im Gespräch mit Dirk Dernbach Dirk Dernbach über die Perspektiven eines Geschäftszweigs des Sicherheitsgewerbes, der seit zwei Jahren am Boden liegt. Herr Dernbach, manchmal braucht es offensichtlich äußere Anlässe, um sich auch Selbstverständlichkeiten wieder ins Gedächtnis zu rufen. Als ich im vergangenen November von der Massenpanik bei einem Konzert in Houston (Texas) erfahren habe, bei dem zehn Menschen zu Tode getrampelt wurden, dachte ich so bei mir: Ach ja, Event Security – das war ja vor der Pandemie auch im deutschen Sicherheitsgewerbe mal ein wichtiges Thema. Ist das denn noch der Rede wert? Dirk Dernbach: Selbstverständlich, denn die Pandemie wird ja eines Tages vorüber sein. Auch wenn in Deutschland die Lage, gelinde gesagt, diffus ist und viele Veranstaltungen gar nicht oder nur mit wenig Publikum stattfinden, zeigt ja gerade das von Ihnen genannte Beispiel, wie aktuell das Thema ist. Keine Sorge also, Event Security bleibt auf der Agenda, allerdings hoffentlich weniger tragisch als in Houston. Eigentlich sollte man doch glauben, dass nach den verheerenden Massenpaniken beispielsweise im Brüsseler Heysel-Stadion 1985 oder bei der „Love Parade“ 2010 in Duisburg zumindest die westliche Welt gelernt haben sollte, wie sich so etwas verhindern lässt. Dirk Dernbach: Wo immer man mit Menschen zu tun hat, kann es zu Fehlern kommen. Ich will mir nicht anmaßen, das Unglück in Houston zu bewerten, denn ich weiß auch nicht mehr, als in der Zeitung stand. Aber so wie es aussieht, war entweder das Sicherheitskonzept mangelhaft oder manche Beteiligte haben sich nicht daran gehalten. Das lässt sich nie ganz ausschließen. Oder anders ausgedrückt mit der Binsenweisheit des Gewerbes: 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Dirk Dernbach: Ganz genau. Trotzdem sind Polizei, Veranstalter und Sicherheitsdienstleister für alle bekannten Risiken doch sehr sensibilisiert und können auf einen guten Maßnahmenkatalog zurückgreifen. Was wären denn unbekannte Risiken? Dirk Dernbach: Eine gute Frage, und ich bin versucht, sie mit dem ehemaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zu beantworten: „Es gibt bekanntes Bekanntes; es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt: Das heißt, wir wissen, es gibt Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte – Dinge also, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.“ Das ist zutreffend und Blödsinn zugleich, beschreibt aber ganz gut die Lage der Event Security. Wer hätte denn gedacht, dass – wie in Las Vegas 2017 – ein Scharfschütze auf die Besucher eines Festivals zielt und 58 Menschen erschießt? Das war neu. Aber hier stellt sich die Frage: Wie will man sich auf so etwas vorbereiten? Ähnlich verhält es sich mit der Drohnenthematik. Es hat bei Events schon jede Menge kritische Situationen mit Drohnen gegeben, bei denenman hinterher den Atem angehalten hat. Passiert ist bislang zum Glück nichts. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt. Noch ein Beispiel: Auto fährt in Menschenmenge – bis vor Jahren unbekannt, heute keine Überraschung mehr. Ein bekanntes Risiko, das oft nur schwer zu beherrschen ist: Unwetter. Wenn’s in Strömen regnet, es donnert und kracht, reagieren vielen Menschen irrational und panisch. Das lässt sich nur begrenzt beherrschen, auch mit der besten Vorbereitung. Die Liste der möglichen Risiken wächst also. Berücksichtigen die Sicherheitsdienstleister denn diese neuen Risiken bei ihren Schulungen? Dirk Dernbach: Selbstverständlich. Es werden immer Beispiele aus der Praxis aufgenommen und analysiert. Zugleich müssen wir aber festarbeitet seit 2008 für Securitas. Dort leitete er in der Funktion als Geschäftsführer verschiedene Bereiche des Firmenportfolios, darunter mehrere Jahre als Geschäftsführer den Bereich Sport & Event. In seiner derzeitigen Tätigkeit verantwortet er als „Areamanager West“ die Securitas-Gesellschaften in Nordrhein-Westfalen. Die Erstveröffentlichung des Interviews erfolgte am 26. Januar 2022 unter: www.marktplatz-sicherheit.de. Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Dirk Dernbach

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