DER SICHERHEITSDIENST

SCHUTZ VON VERANSTALTUNGEN UND MESSEN 6 DSD 1 | 2022 Veranstaltungsdienstleister haben zwei Horrorjahre hinter sich Der sechstgrößte Wirtschaftszweig hat begonnen, sich politisch zu formieren. Ein Rückblick auf die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft 2021. Von Markus Illing Im Januar 2020 kam Corona nach Deutschland. Anfang März 2020 kollabierte die gesamte Veranstaltungswirtschaft aufgrund des Event-Lockdowns der Regierung. Die wirtschaftliche Situation des Sektors verschlechterte sich schlagartig. Eine komplette Branche von Kulturschaffenden, Technikern, Agenturen, freischaffenden Künstlern, Sicherheitsfachkräften auf Veranstaltungen, Messebauunternehmen und 150 weiteren Berufsgruppen war plötzlich in aller Härte Leidtragender der Pandemieschutzmaßnahmen. Branche unsichtbar Nach wenigen Wochen des Schockzustandes wurde ein eklatantes Problem sichtbar: Für die politischen Entscheider war der komplette Veranstaltungssektor überhaupt nicht präsent. Und das, obwohl es hier um den sechstgrößten in Deutschland geht. Mehr als 240.000 Unternehmen, 1,13 Mio. Beschäftigte und ein Jahresumsatz vor der Krise von rund 81 Mrd. Euro waren für Politik und Öffentlichkeit unsichtbar. Im Fokus der Regierung und ihrer Hilfen standen die anderen großen – und in Berlin gut vertretenen – Branchen wie die Automobilindustrie, Luftfahrt und Reisebranche. Branche fragmentiert Es wurde deutlich, dass die Branchenakteure eine gemeinsame Plattform brauchen. Denn bisher war die Veranstaltungsbranche facettenreich, aber auch fragmentiert und in Segmente gegliedert. Diese hatten oft wenig miteinander zu tun. Theatermacher und Konzertveranstalter hatten kaum Kontakt zu Messebauunternehmen, Caterern oder anderen Akteuren der Veranstaltungswirtschaft. Zudem war politisch nie die Notwendigkeit einer starken Repräsentanz für diese Branche gegeben. Branche lange ohne Hilfen Mit der Pandemie änderte sich dies schlagartig. Es entstand der dringende Bedarf, gegenüber Politik und Regierungen in Bund und Ländern mit einer Stimme zu sprechen. Während andere Sektoren und Akteure rasch sichtbar waren und kurzfristig wirtschaftliche Überlebenshilfen bekamen, musste die Veranstaltungswirtschaft faktisch bis zu den Novemberhilfen (ff.) warten, die erst im Folgejahr zur breiteren Auszahlung kamen. Noch im November rechneten 40 Prozent der Branchenbetriebe mit einer Insolvenz bis zum 15. Dezember 2020. Branche mit langfristigen Folgeschäden Über 20 Monate nach Krisenbeginn haben viele Betriebe und Soloselbstständige zwar die Krise überlebt, aber mit größten Schäden. Eigenkapital und Altersvorsorge, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden, waren aufgezehrt. Kredite müssen langfristig zurückgezahlt werden. Fachkräfte und Mitarbeiter haben der Branche – von Kurzarbeit, Lohneinbußen und Arbeitsverbot frustriert – den Rücken gekehrt. Eine bislang ausgezeichnete Reputation wurde u. a. von Politikern stark in Mitleidenschaft gezogen, die Veranstaltungen ohne jegliche wissenschaftliche Basis als Superspreader und verzichtbare Partys diffamierten. ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender von fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft. Der Verband hatte die Organisation der Bundeskonferenz im Jahr 2021 übernommen. Markus Illing

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