DER SICHERHEITSDIENST

SCHUTZ VON VERANSTALTUNGEN UND MESSEN 26 DSD 1 | 2022 Besonderen kennzeichneten. VOSD-Unternehmen erfüllen demnach nicht erst seit der Pandemie Kriterien der Systemrelevanz (hier verstanden imSinne einer besonderen Bedeutung für die Aufrechterhaltung eines Systems) – denken wir an die gesellschaftliche Bedeutung von Großveranstaltungen nicht nur aus Gründen der Freizeitgestaltung. Sie wurden aber anscheinend erst z. B. mit der verstärkt sichtbaren Übernahme von Zugangskontrollen in Krankenhäusern, im Einzelhandel sowie Maßnahmen des Crowd Managements an Impfzentren in dem Zusammenhang als systemrelevante Akteure (neu) entdeckt (Schütte, Schönefeld & Herrmann 2021). Damit einher geht eine gewisse Irritation mancher, die diese vermeintliche Aufwertung ihrer Branche als verspätet und halbherzig wahrnehmen. Verständlich, denn letztendlich ändert das neue Etikett nichts an den gegebenen Rahmenbedingungen. Auch wenn in den letzten Jahren Ansätze der Professionalisierung vorangebracht wurden, fehlt es insbesondere den VOSD wie in den Jahren zuvor an eindeutigen und rechtlich fundierten Bestimmungen und Abgrenzungen hinsichtlich Aufgaben und Qualifikationen. Das Image ist nach wie vor, im Gegensatz zu Netzwerkpartnern in der Veranstaltungssicherheit, insbesondere Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, eher negativ besetzt (Schönefeld 2020). Auch Themen wie Mindestlohnstrukturen, schwierige Arbeitsbedingungen, geringe Qualifikation, wenige vereinzelte bzw. wenig akzeptierte Qualifizierungsmöglichkeiten, Saisonarbeit und hohe Fluktuation sind noch lange nicht abgearbeitet. Im Zuge der (neuen) Anforderungen an Maßnahmen der Hygiene und des Infektionsschutzes auf (eventuell) anstehenden Veranstaltungen, aber auch im Rahmen der o. a. systemrelevanten Aufgaben im alltäglichen Leben scheinen die genannten Themen in den Hintergrund gerückt zu sein. Stattdessen erleben VOSD-Kräfte eine Zunahme an Verantwortlichkeiten und Aufgaben bei gleichzeitiger Personalknappheit der Branche. Hier zeigt sich stellenweise eine gewisse Frustration über die nicht mehr nur heraus-, sondernmanchmal auch überfordernden Entwicklungen. So groß die Unzufriedenheit mancher sein mag, so groß ist die Freude anderer, die es geschafft haben, das Überleben des Unternehmens nicht nur zu sichern, sondern es teilweise sogar noch zu einem Gewinner der Pandemie zu machen. Unabhängig davon, ob negative oder positive Einstellungen bei VOSD-Vertretern überwiegen, scheint allen bewusst zu sein, dass die weiteren Entwicklungen und Optionen der Branche unter den Bedingungen der Pandemie ungewiss bleiben. Fazit/Ausblick Die Veranstaltungsbranche und damit unweigerlich viele VOSD-Mitarbeiter in den Betrieben haben vergleichsweise stark unter den Auswirkungen der Coronapandemie gelitten. Die Durchführung von Großveranstaltungen war zeitweise undenkbar sowie unplanbar und damit eine Wiedereröffnung nicht in Sicht. Um die Branche und die Mitarbeiter zu erhalten, reagierten einige Unternehmen kreativ und resilient. VOSD-Kräfte haben kurzfristig Aufgaben wie die Zugangskontrollen an Krankenhäusern oder das Crowd Management an Impfzentren übernommen. Dabei wurde die (System-)Relevanz der Branche auch außerhalb von Großveranstaltungen deutlich. Die Übernahme der „neuen“ Aufgaben half den Unternehmen dabei, bereits ausist seit 2009 Professor für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität Wuppertal. Nach seiner Promotion am Karlsruher Institut für Technologie arbeitete er als Assistenzprofessor am Institute for Crisis, Disaster and Risk Management der George Washington University in den USA. Seine Forschungsinteressen umfassen unter anderem die Sicherheit von Großveranstaltungen, interorganisationale Zusammenarbeit, Risiko- und Krisenkommunikation sowie urbane Resilienz. Frank Fiedrich Desinfektionsspender auf einem Weihnachtsmarkt Bild: Helena Rüttger

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==