71 DSD 4 | 2025 EUROPA missionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte diese 2024 offiziell an, und nun läuft der Überarbeitungsprozess auf Hochtouren. Die CoESS brachte sich im vergangenen Jahr intensiv ein: in Konsultationen, Anhörungen und Gesprächen mit Kommission und Europäischem Parlament. Die Botschaft ist klar: Öffentliche Aufträge im Bereich der Sicherheitsdienstleistungen sollten künftig nur an Unternehmen vergeben werden, die Arbeits- und Branchenrecht vollständig einhalten, einschließlich der Tarifverträge. Weiter müssen Qualität, Innovation und Fachkompetenz bei den Zuschlagskriterien über dem niedrigsten Preis stehen, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Leistungen. Dass hier Handlungsbedarf besteht, bestätigte auch das EU-Parlament in seinem Initiativbericht sowie die EU-Kommission in einer ersten Evaluierung. Ein weiterer Schwerpunkt der CoESS: mehr Rechtssicherheit für Preisgleitklauseln. Die Erfahrungen der letzten Jahre – von hoher Inflation bis zu geänderten Tarifverträgen – zeigen, dass laufende Verträge an außergewöhnliche Umstände angepasst werden müssen und es dafür einer besseren Rechtsgrundlage bedarf. Diese Position der CoESS basiert auf einer breiten Mitgliederbefragung und Workshops, auch mit BDSW-Mitgliedern, die in diesem Jahr stattfanden. Der Gesetzentwurf der Kommission wird nun 2026 erwartet (laut Arbeitsprogramm im zweiten Quartal), und die CoESS will den Dialog mit den Mitgliedsverbänden und europäischen Institutionen fortsetzen, um eine Revision zu erreichen, die strategische Beschaffung, Qualitätssicherung und Rechtssicherheit stärkt – bei gleichzeitig geringerer Bürokratie für Auftraggeber und Bieter. Krisenvorsorge und Verteidigungsfähigkeit Europas Das zweite große Thema der diesjährigen Mitgliederversammlung war von geopolitischer Dringlichkeit geprägt: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, hybride Bedrohungen, Naturkatastrophen und die Frage, wie Europa auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet ist. In mehreren Mitgliedstaaten laufen bereits Diskussionen darüber, welche Rolle die Sicherheitswirtschaft in einem solchen Szenario spielen kann und muss. Die Fragen sind brisant: Wie kann der Schutz Kritischer Infrastrukturen gestärkt werden? Welche weiteren Vorkehrungen braucht es gegen Cyberangriffe oder Drohnen? Wie sichern wir die Einsatzfähigkeit von Personal in kritischen Dienstleistungen, wenn Reservisten eingezogen werden und gleichzeitig Kontinuität in Notruf- und Serviceleitstellen, Objektschutz oder Kritischer Infrastruktur gewährleistet bleiben muss? Und was lässt sich aus der COVID-19-Pandemie oder vergangenen Ernstfällen für künftige öffentlich-private Notfallprotokolle lernen? Diese Themen diskutierten die CoESSMitglieder gemeinsam mit einer hochkarätigen Expertenrunde: Jacob Jeppesen von der Europäischen Kommission, Jean-Philippe Bérillon (CoESS-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des CIP-Ausschusses), Tibo Demoor vom Sicherheitsunternehmen SERIS sowie Yannick de Smet von der NATO gaben Einblicke in sicherheitspolitische und operative Perspektiven. Ein zentrales Fazit: Die Sicherheitswirtschaft ist bereit, einen aktiven Beitrag zur europäischen Krisenvorsorge zu leisten und hat dies auch bereits in vergangenen Krisenfällen gezeigt. Doch es gibt viel zu tun: Strategische Beschaffung und Qualitätssicherung, insbesondere beim Schutz Kritischer Infrastrukturen, müssen gestärkt werden. Ebenso braucht es intensivere Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Sicherheitsunternehmen – etwa bei Notfallübungen und Reaktionsprotokollen, beim Informationsaustausch und Fragen der Einsatzfähigkeit und Kontinuität im Krisenfall. Auch die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte wird ein entscheidender Faktor sein. Krisenzeiten zeigen, wie wichtig gut ausgebildetes Personal für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung ist. Das wurde nicht nur im durch EU-Fördermittel ermöglichten „INTEL“-Projekt der CoESS mit dem BDSW als Projektpartner deutlich. Die CoESS will diesen Austausch unter den Mitgliedsverbänden nun in ihren Fachausschüssen weiter vertiefen sowie die Europäische Kommission bei der Umsetzung ihrer EU Preparedness Union unterstützen. Die Erfahrung aus Ländern im Baltikum oder mit eigener Krisenerfahrung liefert dabei wertvolle Erkenntnisse für ganz Europa. Fazit: gemeinsam Verantwortung übernehmen Die Jahresmitgliederversammlung 2025 machte deutlich: Die CoESS ist auf EUEbene ein strategischer Ansprechpartner für Sicherheit, Resilienz, Qualität und Zusammenarbeit mit der Sicherheitswirtschaft. In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen, technologische Umbrüche und gesellschaftliche Veränderungen zusammenwirken, ist der gemeinsame Austausch der europäischen Sicherheitswirtschaft dabei wichtiger denn je.
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