70 DSD 4 | 2025 EUROPA CoESS-Mitgliederversammlung stellt die Weichen für die Zukunft: öffentliche Auftragsvergabe und Krisenvorsorge im Fokus Von Alexander Frank Die diesjährige Mitgliederversammlung der Confederation of European Security Services (CoESS) stand ganz im Zeichen tiefgreifender Veränderungen. Während die Reform der EU-Vergaberichtlinie – Grundlage des deutschen Vergaberechts – die Weichen für eine strategischere und qualitätsorientierte Auftragsvergabe stellen soll, diskutierten die Mitglieder in einer hochrangig besetzten Runde die Rolle der Sicherheitswirtschaft im Falle eines militärischen Ernstfalls und anderer Krisen. Wie jedes Jahr traf sich im Oktober die europäische CoESS-Familie – 23 nationale Verbände der Sicherheitswirtschaft – im herbstlichen Brüssel zur Mitgliederversammlung. Doch obwohl die Jahreszeit eher zu gemütlicher Stimmung einlud, spiegelten die Diskussionen den Ernst der heutigen Zeit wider. Die öffentliche Sicherheit in Europa steht vor gewaltigen Herausforderungen. Der erste Tag war zunächst den nationalen Verbänden vorbehalten, darunter auch der BDSW. Gemeinsam blickten sie auf die abgelaufene EU-Legislaturperiode 2019–2024 zurück und analysierten, wie damals verabschiedete Rechtsakte – etwa der EU-AI-Act oder die RCERichtlinie – heute die Sicherheitswirtschaft prägen. Für die CoESS ist dies Alltag: Viele Gesetze, die erst Jahre später in den Mitgliedstaaten wirksam werden, werden in Brüssel bereits frühzeitig in den CoESS-Fachausschüssen begleitet und kommentiert. So diskutierte die CoESS Themen wie die KI-Verordnung oder die RCE-Richtlinie (in Deutschland nun das KRITIS-Dachgesetz) schon 2020 – also lange bevor sie dieses Jahr in Deutschland Anwendung fanden. In einer„Tour de table“ tauschten die verschiedenen nationalen Verbandsvertreter Erfahrungen aus, wie diese Regelwerke nun in den einzelnen Mitgliedstaaten umgesetzt und angewandt werden. Auch andere EU-Gesetze, die spürbare Auswirkung auf Sicherheitsunternehmen haben, wie etwa die NIS2-Richtlinie zur Cybersicherheit, kamen zur Sprache. Reform der EU-Vergaberichtlinie: Qualität vor Preis Der Blick ging dann aber in den restlichen zwei Tagen nach vorn – und zwei Zukunftsthemen prägten die weiteren Diskussionen. Zentrales Thema: die Überarbeitung der EU-Vergaberichtlinie, die Grundlage des deutschen Vergaberechts ist und seit Langem Anlass zu Kritik gibt. Seit 2022 drängt die CoESS – gemeinsam mit unserer Gewerkschaft auf EU-Ebene UNI Europa – erfolgreich auf eine Reform. EU-KomStellvertretender Generaldirektor der CoESS – Confederation of European Security Services www.coess.eu Alexander Frank
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