DSD 4 | 2025 „ganzheitlichen Sicherheitsplanung“ lässt sich dieser Ansatz prägnant beschreiben. Gemeint ist das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen, Zuständigkeiten und Technologien, das sich an einer gemeinsamen Risiko- und Resilienzstrategie orientiert. Für Sicherheitsdienstleister bedeutet das, auf Augenhöhe mit Behörden, Planungsbüros und IT-Experten zu agieren und Technik nicht nur zu installieren und zu bedienen, sondern zu planen und in übergreifende Sicherheitskonzepte einzubetten. Ebenso gehört es dazu, den physischen und digitalen Sicherheitsbedarf mit dem Kunden individuell zu analysieren und gesetzliche Vorgaben wie NIS2 oder das KRITIS-Dachgesetz aktiv in die Beratung einzubeziehen. Dazu gehört auch der kommende Cyber Resilience Act (CRA). Ab Dezember 2027 dürfen in der Europäischen Union Produkte, die den gesetzlichen Bestimmungen des CRA nicht entsprechen, weder neu in die EU eingeführt noch – was noch entscheidender ist – weiterverwendet werden. Auch wenn der CRA in erster Linie Hersteller digitaler Produkte betrifft, hat er indirekte Auswirkungen auf Betreiber, etwa bei der Produktauswahl oder beim Nachweis sicherer Betriebsumgebungen. Dienstleister, die hier Orientierung geben können, zeigen technisches Verständnis, Marktkenntnis und Weitblick. Normen als Leitplanken für Qualität Eine der zentralen Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Resilienz ist der kompetente Umgang mit neuen Normen und Vorschriften. Viele Betreiber sehen sich mit einer Vielzahl von Regelwerken konfrontiert und fragen sich, welche Anforderungen verbindlich sind und wie sich Compliance nachweisen lässt, ohne den laufenden Betrieb zu beeinträchtigen. Sicherheitsdienstleister können hier wertvolle Unterstützung leisten, wenn sie die relevanten Normen und Gesetze kennen und in kundenorientierte Prozesse übersetzen. Wichtig ist dabei unter anderem die europäische Normenreihe DIN EN 17483 „Private Sicherheitsdienstleistungen – Schutz Kritischer Infrastrukturen“, die als strategisches Fundament für qualitätsgesicherte Sicherheitsdienstleistungen in sensiblen Bereichen gilt. Sie besteht derzeit aus drei veröffentlichten Teilen: Teil 1 definiert allgemeine Anforderungen an Sicherheitsdienstleistungen, Teil 2 legt spezifische Anforderungen für Flughafen- und Luftsicherheitsdienstleistungen fest, während Teil 3 den Bereich der maritimen Sicherheit und der Seehäfen abdeckt. Weitere sektorspezifische Normenteile, etwa für Energie, Gesundheit oder Transport, werden in den kommenden Jahren folgen. Die Normenreihe trägt entscheidend dazu bei, Qualitätsstandards europaweit zu harmonisieren und Sicherheit als Bestandteil der europäischen Resilienzstrategie zu verankern. Sie bildet zudem eine einheitliche Grundlage für die qualitätsorientierte Ausschreibung und Gestaltung von Sicherheitsdienstleistungen im Rahmen der europäischen CER-Richtlinie, deren Umsetzung in Deutschland über das KRITIS-Dachgesetz erfolgt. Von der Dienstleistung zur Sicherheitskultur Zukunftsfähige Sicherheit bemisst sich nicht allein an Technik und Personalstärke, sondern an der Resilienz des Gesamtsystems. Dienstleister, die dieses Verständnis teilen, bieten ihren Kunden mehr als operative Unterstützung: Sie begleiten den Wandel, helfen bei der Bewertung neuer Gefährdungslagen, integrieren technische und organisatorische Maßnahmen und schaffen durch kontinuierliche Kommunikation die Grundlage für eine gelebte Sicherheitskultur. Industrie 4.0, Lieferkettenstörungen, geopolitische Spannungen und Fachkräftemangel machen deutlich, dass es nicht mehr ausreicht, nur auf einzelne Gefahren zu reagieren. Gefragt sind Partner, die Sicherheit ganzheitlich denken, systemisch planen und nachhaltig verankern. Verantwortung übernehmen, Chancen nutzen Der Wandel im KRITIS-Schutz ist in vollem Gange – regulatorisch, technisch und organisatorisch. Betreiber werden in den kommenden Jahren verstärkt in Technik, Prozesse, Know-how und Beratung investieren müssen. Sicherheitsdienstleister, die über den reinen Auftrag hinausdenken, neue Qualifikationen aufbauen und regulatorisches Wissen vermitteln, können einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftssicherheit Kritischer Infrastrukturen leisten. Wer diese Verantwortung annimmt, wird nicht nur gebraucht, sondern vor allem auch geschätzt. 64 WIRTSCHAFTSSCHUTZ Bild: # 1529581768 / istockphoto.com
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