63 DSD 4 | 2025 WIRTSCHAFTSSCHUTZ Zwischen Zeitenwende, Gesetzesnovellen und wachsender Bedrohungslage verändern sich die Anforderungen an den Schutz Kritischer Infrastrukturen grundlegend. Sicherheitsdienstleister können in diesem Wandel mehr sein als reine Ausführende, wenn sie ihre Rolle als gestaltende Partner annehmen. Kritische Infrastrukturen sind das funktionale Rückgrat unseres Gemeinwesens, vom Energiesektor über die Gesundheitsversorgung bis hin zur Wasserwirtschaft, Logistik und Telekommunikation. Ihre Bedeutung ist unstrittig, ebenso aber auch ihre zunehmende Gefährdung. Cyberangriffe, hybride Bedrohungen, Sabotageakte, geopolitische Risiken und Naturkatastrophen treffen auf Strukturen, die vielerorts historisch gewachsen, aber nicht krisenfest sind. Politik und Verwaltung haben darauf mit neuen gesetzlichen Vorgaben, erweiterten Berichtspflichten und verbindlichen Anforderungen an Betreiber reagiert. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch neue Handlungsspielräume für die Sicherheitswirtschaft, insbesondere für Dienstleister, die bereit sind, sich strategisch aufzustellen und ihre Kompetenzen über die operative Ebene hinaus beratend, koordinierend und integrativ einzubringen. Neue Spielregeln für den KRITIS-Schutz Mit dem vor kurzem verabschiedeten NIS-2- Gesetz, dem geplanten KRITIS-Dachgesetz und Normen wie der EN 17483 werden die Rahmenbedingungen für den Schutz Kritischer Infrastrukturen derzeit grundlegend neu definiert. Ziel ist es, im digitalen wie im physischen Bereich einheitliche Standards zu schaffen, Sicherheitslücken zu schließen und die Resilienz systemrelevanter Einrichtungen zu erhöhen. Betreiber müssen künftig umfassende Risikoanalysen und Schutzkonzepte vorlegen, Mindestanforderungen an Sicherheitsmaßnahmen erfüllen und deren Wirksamkeit regelmäßig dokumentieren. Hinzu kommen neue Vorgaben zur sektorübergreifenden Zusammenarbeit und eine engere Verzahnung von IT- und physischer Sicherheit. Besonders die geplante EN 17483, die ein europaweites Rahmenwerk für die strukturierte Sicherheitsplanung und -umsetzung vorsieht, erhöht den Druck auf Betreiber, ihr Sicherheitsniveau systematisch zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Hier eröffnet sich ein neues Aufgabenfeld für Sicherheitsdienstleister, die ihr Know-how gezielt einbringen können. Vom Dienstleister zum Partner In der Vergangenheit wurden Sicherheitsdienstleister oft vor allem als ausführende Akteure betrachtet, die Bewachung, Kontrollgänge oder Videoaufschaltungen übernehmen. Doch dieses Verständnis verändert sich zunehmend. Immer mehr Betreiber erkennen, dass Sicherheit nicht allein delegierbar ist, sondern abgestimmt und gesteuert werden muss. Daraus ergibt sich ein wachsender Beratungsbedarf, insbesondere bei der Umsetzung neuer gesetzlicher Anforderungen und beim Aufbau strukturierter Sicherheitsmanagementsysteme. Dienstleister, die regulatorische Vorgaben kennen, Schwachstellenanalysen mitentwickeln, Schnittstellen zu Behörden professionell bedienen und technische wie organisatorische Aspekte miteinander verknüpfen, werden zu unverzichtbaren Partnern. Diese Entwicklung verläuft schrittweise, ist jedoch deutlich spürbar. Gefragt sind Akteure, die Sicherheit als vernetztes System begreifen und sie im Spannungsfeld zwischen Betriebsrealität, Normen, IT-Anforderungen und Budgetvorgaben vermitteln können. Ganzheitliche Sicherheitsplanung als Zukunftsmodell Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass Sicherheit kein isoliertes Produkt ist, das einfach eingekauft werden kann. Vielmehr ist Sicherheit das Ergebnis abgestimmter Prozesse und Verantwortlichkeiten. Unter dem Begriff einer Freier Fachredakteur und Journalist Andreas Albrecht Neue Verantwortung im KRITIS-Schutz Wie Sicherheitsdienstleister zu strategischen Partnern werden Von Andreas Albrecht
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