DER SICHERHEITSDIENST

7 DSD 2 | 2025 LUFTSICHERHEIT Zivile Luftfahrt unter Druck: Sicherheitsrisiken im globalen Luftraum Geopolitische Spannungen, Luftraumsperrungen und elektronische Störungen als sicherheitsrelevante Herausforderungen für die Luftfahrtbranche Von Dr. Joachim Lang Die internationale Luftfahrt steht angesichts wachsender geopolitischer Konflikte und sicherheitspolitischer Instabilitäten unter zunehmendem Druck. Während das globale Passagieraufkommen nach der COVID-19-Pandemie wieder ansteigt, verschärfen sich gleichzeitig die Risiken im zivilen Luftverkehr. Insbesondere die Entwicklungen in Osteuropa und dem Nahen Osten führen zu einer signifikanten Einschränkung der nutzbaren Flugkorridore, erhöhen die Betriebskosten, verlängern die Flugzeiten und stellen neue Herausforderungen im Bereich der Luftsicherheit dar. Ein exemplarisches Ereignis war der Absturz einer Maschine der aserbaidschanischen Fluggesellschaft „Azerbaijan Airlines“ über dem Kaspischen Meer. In westlichen Sicherheitskreisen besteht der Verdacht, dass ein russischer Flugabwehrraketen-Fehlschuss zum Unglück führte. Unfälle dieser Art verdeutlichen die wachsende Relevanz von Risiko- und Bedrohungsanalysen für den zivilen Luftverkehr – insbesondere in geopolitisch angespannten Regionen. Luftverkehr in Krisenregionen Osteuropa: Umwege über geopolitisches Terrain Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat direkte Auswirkungen auf den internationalen Luftverkehr. Seit Februar 2022 sind der ukrainische Luftraum vollständig und der russische Luftraum für europäische Airlines größtenteils gesperrt. Die daraus resultierenden Routenverlagerungen betreffen insbesondere Flüge zwischen Europa und Asien. Strecken, die zuvor auf direktem Weg über Russland führten, müssen heute aufwendige Umwege über das Kaspische Meer, die Türkei und Georgien nehmen. Dies verlängert die Flugzeiten teils um mehrere Stunden und verursacht zusätzliche Kosten – insbesondere im Bereich Treibstoff und Crewplanung. Während westliche Fluggesellschaften zur Einhaltung der Sanktionen gezwungen sind, nutzen chinesische und andere nicht westliche Airlines weiterhin russischen Luftraum. Dies führt zu einem Ungleichgewicht im internationalen Wettbewerb, insbesondere auf den lukrativen Langstreckenmärkten. Naher Osten: Sicherheitslage bleibt volatil Die Region des Nahen Ostens bleibt geopolitisch volatil. Der Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 führte zu einem temporären Aussetzen zahlreicher Flugverbindungen in die Region. Zwar wurden mit dem unter Vermittlung der USA vereinbarten Waffenstillstand erste Flüge deutscher Airlines nach Tel Aviv wieder aufgenommen, jedoch bleibt die Sicherheitslage fragil. Der Luftverkehr über und in Länder wie den Libanon, Syrien oder Iran ist weiterhin mit erheblichen Risiken verbunden. Hinzu kommt eine zunehmende Bedrohung durch militärische Angriffe auf kritische Infrastrukturen – kürzlich schlug eine ballistische Rakete der Houthi Miliz auf dem Gelände des Flughafens Ben Gurion in Israel ein. Zudem haben die Aktivitäten der Houthi im Jemen auch Auswirkungen auf Flugrouten im südlichen Roten Meer. Elektronische Angriffe: Jamming und Spoofing im Fokus Ein wachsendes sicherheitsrelevantes Problem stellen gezielte elektronische Störungen dar. Dabei sind insbesondere Jamming (Störung von GNSS-Signalen) und Spoofing (Manipulation der Positionsdaten durch gefälschte Satellitensignale) in den Fokus gerückt. In unmittelbarer Nähe zu militärisch aktiven Regionen wie Kaliningrad, der Ostukraine oder Regionen des Nahen Ostens wurden zuletzt vermehrt solche Angriffe festgestellt. Zahlreiche Airlines berichten von GPS-Ausfällen oder unplausiblen Navigationsdaten, teilweise in Höhen über FL300. Dies betrifft sowohl zivile Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e. V. (BDL) www.bdl.aero Dr. Joachim Lang

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