46 DSD 2 | 2025 seiner Website zahlreiche Beispiele russischer Desinformationskampagnen dokumentiert. So wurde etwa während der COVID-19-Pandemie über soziale Netzwerke verbreitet, dass deutsche Behörden Impfstoffe verheimlichen oder manipulieren. Ziel solcher Kampagnen ist es, Unsicherheit zu erzeugen, Misstrauen gegenüber Institutionen zu säen und letztlich demokratische Prozesse zu schwächen. Diese Methode wenden nicht nur staatliche, sondern auch nicht staatliche Akteure immer häufiger an, um beispielsweise wirtschaftlichen Wettbewerbern zu schaden. Negative Gerüchte über angebliche Sicherheitsmängel oder Umweltskandale führen nicht nur zu Imageverlust, sondern sehr wahrscheinlich auch zu wirtschaftlichen Schäden. Wirtschaftsspionage – unsichtbare Gefahr mit realen Folgen Ein weiterer Aspekt hybrider Angriffe ist die Industriespionage. Wie aus einer Broschüre des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz hervorgeht, setzen vor allem staatlich gelenkte Akteure auf unauffällige, aber hochwirksame Methoden der Informationsbeschaffung. Besonders betroffen sind Hightech-Unternehmen in den Bereichen Maschinenbau, Medizintechnik oder Rüstungstechnologie. Die Folgen reichen von Know-how-Verlust über Nachahmerprodukte bis hin zu nachhaltiger Schwächung der Marktposition. Der wirtschaftliche Schaden durch Spionageaktivitäten in Deutschland wird laut dem Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz auf jährlich über 50 Milliarden Euro geschätzt, wobei insbesondere mittelständische Unternehmen betroffen sind. Auswirkungen auf Wirtschaft und Innovationskraft Werden keine wirksamen Strategien gegen Cyberattacken, Desinformationskampagnen oder Wirtschaftsspionage entwickelt, könnten die Folgen für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland enorm sein. Denn hybride Angriffe bedrohen nicht nur einzelne Unternehmen, sondern wirken sich langfristig auf die Innovationsfähigkeit der gesamten Wirtschaft aus. Die Notwendigkeit, in IT-Sicherheit, Schulungen und Monitoring zu investieren, bindet Ressourcen, die für Forschung und Entwicklung fehlen. Gleichzeitig steigt das Risiko strategischer Fehlinvestitionen: Wenn Unternehmen aus Angst vor Angriffen auf digitale Technologien oder neue Märkte verzichten, leidet die Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommt ein psychologischer Aspekt: In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld sinkt die Risikobereitschaft – was gerade für mittelständische Betriebe eine gefährliche Entwicklung darstellen kann. Strategien zur Steigerung der Resilienz Um sich wirksam gegen hybride Bedrohungen zu schützen, sollten Unternehmen mehrere Handlungsfelder gleichzeitig adressieren. Zunächst ist eine technologische Prävention unerlässlich: Investitionen in zuverlässige IT-Sicherheitssysteme, Monitoring-Tools und Zugriffsschutz bilden die Grundlage. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt hierzu insbesondere die Orientierung an den branchenspezifischen Sicherheitsstandards (B3S) für Betreiber Kritischer Infrastrukturen. Gleichzeitig gilt es, die Belegschaft als potenzielles Einfallstor für Angriffe in den Fokus zu nehmen. Da Mitarbeitende oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette darstellen, sind regelmäßige Schulungen zu Social Engineering, Phishing und Desinformation essenziell. Darüber hinaus ist die enge Kooperation mit Sicherheitsbehörden ein zentraler Baustein. Einrichtungen wie das Nationale Cyber-Abwehrzentrum oder die Allianz für Cybersicherheit stellen wichtige Informationen bereit, die Unternehmen dabei helfen, Bedrohungslagen frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Auch das Reputationsmanagement spielt im Kontext hybrider Angriffe eine wichtige Rolle: Unternehmen sollten transparent und proaktiv kommunizieren, bei Vorfällen umgehend informieren und gezielte Desinformationen schnell und glaubwürdig richtigstellen. Nicht zuletzt sind Risikobewertung und Notfallplanung entscheidend. Hybride Bedrohungen müssen systematisch in bestehende Risikoanalysen integriert werden. Klare Notfallpläne sollten definieren, wer im Ernstfall welche Aufgaben übernimmt, welche Kommunikationswege genutzt werden und wie betroffene Systeme oder Prozesse WIRTSCHAFTSSCHUTZ Bild: # 1365566546 / istockphoto.com
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