45 DSD 2 | 2025 Freier Fachredakteur und Journalist Andreas Albrecht WIRTSCHAFTSSCHUTZ Hybride Angriffe im Fadenkreuz: Wenn Wahrheit zur Waffe wird Hybride Bedrohungen und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Sicherheit – eine wachsende Herausforderung für Staat und Unternehmen Von Andreas Albrecht Digitale Angriffe, gezielte Desinformation und Wirtschaftsspionage – hybride Bedrohungen setzen Staat und Wirtschaft zunehmend unter Druck. Besonders Kritische Infrastrukturen geraten dabei immer stärker ins Visier. Der Staat, Sicherheitsbehörden und Unternehmen stehen gemeinsam in der Verantwortung, Resilienz aufzubauen. Hybride Bedrohungen entfalten ihre Wirkung anfangs oft unbemerkt. Es sind keine offenen Angriffshandlungen, die sofort ins Auge fallen, sondern komplexe, oft gut koordinierte Maßnahmen, die digitale, wirtschaftliche, psychologische und politische Mittel miteinander verknüpfen, die nur schwer als das zu erkennen sind, was sie sind: Subtile Angriffe auf den Zusammenhalt und die Grundwerte unserer Gesellschaft. Bereits vor circa vier Jahren warnte der ehemalige Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, im Vorwort des Berichts zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2021: „Hybride Bedrohungen sind schwer greifbar, aber höchst wirksam. Sie zielen nicht nur auf Systeme, sondern auf Vertrauen – und damit auf das Fundament unserer freiheitlichen Gesellschaft.“ Hybride Angriffe nehmen unter anderem in Form von Cyberattacken, Desinformationskampagnen, Spionage oder in der gezielten Manipulation durch staatliche und nicht staatliche Akteure Gestalt an. Was früher als Begleiterscheinung von Krisen galt, ist inzwischen zu einem zentralen Instrument der Einflussnahme geworden. Die zunehmenden Spannungen in Europa, wachsende geopolitische Rivalitäten und die Verwundbarkeit moderner, digital vernetzter Gesellschaften haben hybride Bedrohungen zu einer der größten sicherheitspolitischen Herausforderungen der Gegenwart gemacht. Cyberangriffe: Kritische Infrastrukturen im Visier Zu den gefährlichsten Erscheinungsformen hybrider Angriffe zählen dabei Cyberattacken. Sie treffen Deutschland dort, wo es besonders verletzlich ist – bei den Kritischen Infrastrukturen (KRITIS). Energieversorger, Wasserwerke, Krankenhäuser, Verkehrsunternehmen oder Telekommunikationsnetze geraten zunehmend ins Fadenkreuz von Angreifern. Laut BBK stellen „Cyberangriffe eine der größten Bedrohungen für die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft“ dar. Ein prominentes Beispiel liefert der Hackerangriff auf das IT-System eines großen deutschen Maschinenbauunternehmens im Jahr 2023: Die Folgen waren Produktionsausfälle, monatelanger Datenverlust und ein finanzieller Schaden im zweistelligen Millionenbereich. Solche Vorfälle verdeutlichen die Verwundbarkeit moderner Wirtschaftssysteme gegenüber digitalen Angriffen. Zudem zeigen sie, wie schnell sich lokale Störungen auf überregionale Lieferketten und die öffentliche Ordnung auswirken können. Desinformation als Mittel psychologischer Kriegsführung Hybride Bedrohungen zielen nicht nur auf technische Systeme, sondern auch auf das Vertrauen der Bevölkerung in Staat und Wirtschaft. Desinformationskampagnen – oft über soziale Medien orchestriert – verbreiten gezielt Falschinformationen, verzerren Fakten und fördern gesellschaftliche Polarisierung. Michael Ebling, Innenminister von Rheinland-Pfalz, warnte in diesem Zusammenhang beim zweiten „Forum Innere Sicherheit“ im Oktober 2024:„Die wachsenden hybriden Bedrohungen, insbesondere seit dem Ukraine-Krieg, zeigen, wie dringend es ist, unsere Sicherheitsstrukturen anzupassen. Russland und andere Staaten versuchen, unsere Gesellschaften durch Spionage, Sabotage und Desinformation zu destabilisieren.“ Unterstrichen wird diese Aussage unter anderem vom Bundesinnenministerium, das auf
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