DER SICHERHEITSDIENST

13 DSD 2 | 2025 LUFTSICHERHEIT Die Luftsicherheit und der Arbeitsmarkt Von Prof. Dr. Stefan Sell Am Anfang muss ein Blick von oben auf aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt stehen. In den vergangenen Jahren sind wir mit einer kurzen pandemiebedingten Unterbrechung von einem Rekord zum anderen geeilt. Tatsächlich waren noch nie so viele Menschen wie im Jahr 2024 in Erwerbsarbeit. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit deutlich zurückgegangen. Am aktuellen Rand scheint das aber zu kippen – die Zahl der Arbeitslosen beginnt wieder zu steigen und aus dem Bereich der Industrie werden Beschäftigungsverluste gemeldet. Im Jahr 2024 haben wir jeden Monat 12.000 – in der Regel gut bezahlte – Jobs in der Industrie verloren. Gleichzeitig hat die Zahl der offenen Stellen abgenommen. Dennoch klagen viele Unternehmen – auch in der Sicherheitsbranche - über einen Fachkräfte- und teilweise sogar Arbeitskräftemangel. Was auch nicht verwundern kann, denn seit vielen Jahren verlieren wir auf dem deutschen Arbeitsmarkt aufgrund der demografischen Entwicklung jedes Jahr mehrere Hunderttausend Menschen, die altersbedingt mehr die Erwerbsarbeit verlassen als unten Jüngere nachkommen. Nur durch eine steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen und der Älteren sowie vor allem durch die Zuwanderung konnte dieser Aderlass bislang ausgeglichen und sogar ein Beschäftigungswachstum ermöglicht werden. Das hat Folgen. Der Arbeitsmarkt ist in vielen Bereichen zu einem Arbeitnehmermarkt geworden, in dem die Arbeitgeber immer mehr Probleme haben, Fachkräfte und überhaupt Arbeitskräfte zu bekommen. Und gerade in der Luftverkehrswirtschaft, insbesondere auch in der Luftsicherheit beim Kontrollpersonal, wird es nach dem Einbruch in der Coronapandemie besonders schwierig, denn diejenigen, die in der Pandemie abgewandert sind, werden nicht oder kaum in das Tätigkeitsfeld zurückkommen, und neue Kräfte zu gewinnen, gestaltet sich problematisch aufgrund der allgemeinen Mangellage – hinzu kommen noch strukturelle Herausforderungen im Bereich der Luftsicherheitstätigkeiten bei der Rekrutierung, Qualifizierung und dem Halten der Mitarbeiter. Wie hat sich die Situation im Tätigkeitsfeld der Luftsicherheitskontrolle verändert? In der Vergangenheit wurde die Tätigkeit in der Sicherheitskontrolle als ein wichtiger Teilbereich im heterogenen Gesamtgefüge der Luftsicherheit in der Regel als ein typisches Beispiel für Arbeit im Niedriglohnsektor wahrgenommen und diskutiert. Die Tariflöhne im Luftsicherheitsgewerbe steigen seit Jahren kontinuierlich und gemessen an der allgemeinen Lohnentwicklung zumeist auch überproportional. In der öffentlichen Wahrnehmung wird dennoch häufig (und immer noch) das Bild von unterbezahlten Beschäftigten in der Luftsicherheit gezeichnet. Ein bedeutender Tarifabschluss wurde 2019 erzielt, bei dem Lohnerhöhungen von jährlich 3,5 bis 9,77 Prozent über drei Jahre vereinbart wurden. Ein weiterer Abschluss im Jahr 2022 führte zu Lohnerhöhungen von bis zu 28,2 Prozent innerhalb von zwei Jahren, wobei die Stundenlöhne für Luftsicherheitsassistenten bis zum 1. April 2023 auf 20,60 Euro angestiegen sind. Arbeitnehmer, die in einem Job als Luftsicherheitsassistent arbeiten, verdienen ein durchschnittliches Jahresgehalt von rund 36.600 Euro und ein Monatsgehalt von 3.050 Euro. Das Einstiegsgehalt liegt etwa bei 38.400 Euro. Die Obergrenze im Beruf Luftsicherheitsassistent liegt bei 40.700 Euro pro Jahr und 3.392 Euro im Monat. Diese Werte für den Medianverdienst gelten für Vollzeitbeschäftigte. Auf der Vermittlungsplattform StepStone gibt es aktuell 843 Stellenanzeigen für den Beruf Luftsicherheitsassistent (Stand: 19. März 2025) Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz Prof. Dr. Stefan Sell

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