DER SICHERHEITSDIENST

35 DSD 4 | 2024 Cybercrime Cybercrime stellt auch 2024 die größte Bedrohung der Wirtschaft dar. Nach allen Erkenntnissen des BSI ist sie so hoch wie nie zuvor. In der PKS für das Jahr 2023 sind 134.407 Fälle registriert. Der Viktimisierungssurvey des BKA und der Polizeien der Länder 2020 zeigt aber, dass nur etwa jede fünfte Cyberstraftat angezeigt wird. Ransomware steht im Bedrohungsspektrum an erster Stelle. In dem am 12. November veröffentlichten Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2024 stellt das BSI fest, dass Ransomware-Gruppen technisch auf dem neuesten Stand sind, um Detektionssysteme und Responsprogramme in infizierten Netzen zu deaktivieren. Zunehmend werden auch KMU angegriffen. Die Zahl der Opfer von Datenleaks nach Ransomware-Angriffen ist im Berichtszeitraum (Mitte 2023 bis Mitte 2024) angestiegen. Leider finden Kriminelle eine Angriffsfläche in kritischen Schwachstellen. Schon 2023 wurden durchschnittlich täglich 78 neue Schwachstellen bekannt und monatlich durchschnittlich 18 „Zero Day-Schwachstellen” – das sind solche, für die es noch kein Sicherheitsupdate gibt – in IT-Produkten gemeldet. Auch ohne Ransomware können Kriminelle auf diese Weise sensible Daten exfiltrieren und mit der Drohung ihrer Veröffentlichung hohe Lösegelder erpressen. Immerhin hat sich die Resilienz Kritischer Infrastrukturen leicht verbessert. Sie liegt laut Lagebericht 2024 auf mittlerem Niveau der 5-stufigen „Reifegradskala”. Und in diesem wie im Vorjahr sind Ermittlungsbehörden in international koordinierten Maßnahmen mehrere „Takedowns gegen Ransomware as a Service” (Lagebericht BSI, Seite 10) gelungen. Damit konnten mehrere "Marktplätze" im Darknet geschlossen werden: so der „Nemesis Market” mit mehr als 150.000 Nutzerkonten und die Plattform „Ghost”, die vor allem zum Drogenhandel und zur Geldwäsche genutzt wurde. Aber Cybercrime wird trotz aller Anstrengungen der Sicherheitsbehörden und präventiver Vorkehrungen der CIOs oder sonstigen ITVerantwortlichen in den einzelnen Unternehmen die größte Herausforderung für die Unternehmenssicherheit bleiben. Safety Die Sicherheitswirtschaft bietet Unternehmen und anderen Kunden auch ein breites Spektrum von Produkten und Dienstleistungen für den Safety-Bedarf an, vom Arbeitsschutz und der Maschinensicherheit bis zum Brand- und Katastrophenschutz. Eine Vielzahl von Rechtsvorschriften, technischen Normen, Leitfäden und Schulungsangeboten führt zu einem hohen Sicherheitsniveau in diesen Bereichen. So hat sich zum Beispiel die Zahl der Unfälle je 1.000 Zeitarbeitsbeschäftigten seit 2008 von 34 auf 17 halbiert. Das breite Angebot zuverlässiger elektronischer Schutzeinrichtungen lässt für die Maschinensicherheit nichts zu wünschen übrig. Für den Brandschutz setzen in den letzten Jahren die digitale Brandmeldetechnik und die Bildauswertung optischer Brandfrüherkennung durch Multisensorkameras und Bildauswertung per künstlicher Intelligenz neue Maßstäbe. Der Jahresumsatz für elektronische Brandschutztechnik von über 2,5 Mrd. Euro 2023 (DSD 3I2024, Seite 34) zeigt die Bedeutung des technischen Brandschutzes. Katastrophale Wetterereignisse haben in den letzten Jahren zugenommen und werden auch künftig hohe Schäden anrichten. Der GDV hat die Elementarschäden 2023 auf 5,7 Mrd. Euro und die Gesamtkosten der Fluten in Baden-Württemberg und Bayern im Jahr 2024 auf etwa 2 Mrd. Euro geschätzt. Er rechnet für das ganze Jahr 2024 mit Schäden von mindestens 7 Mrd. Euro. Versicherungen wie die Allianz prangern den mangelhaften Hochwasserschutz an und fordern ein schlüssiges Gesamtkonzept gegen Wetterextreme (Pressemitteilung vom 14. August 2024). Insgesamt stellte das zu Ende gehende Jahr 2024 die Sicherheitsverantwortlichen in Unternehmen und die Sicherheitswirtschaft vor große Herausforderungen, zeigt aber auch deren hohe Leistungsfähigkeit. WIRTSCHAFT UND POLITIK Bild: # 1979406539 / istockphoto.com

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