DER SICHERHEITSDIENST

LUFTSICHERHEIT 4 DSD 1 | 2023 Mit (Luft-)Sicherheit raus aus der Krise! Nachgedanken zu den 12. Luftsicherheitstagen Von Oliver Damer Deutschlands Wirtschaft leidet unter einem so kaum je erlebten Arbeitskräftemangel. Hiervon hart betroffen ist die Luftverkehrswirtschaft, zu der auch die Luftsicherheit gehört. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Luftsicherheitsassistentinnen und -assistenten zu den Spitzenverdienern an deutschen Flughäfen gehören. Einer breiteren Öffentlichkeit jedenfalls scheint das nicht bewusst. Friedrich Rückert hat den Ausspruch geprägt: „Nur in seinen Werken kann der Mensch sich selbst bemerken.“ Und tatsächlich ist Arbeit für die meisten Menschen durchaus auch sinnstiftend. Eine Tätigkeit, die darauf zielt, Mitmenschen vor Terror und schwerer Kriminalität zu bewahren, sollte dies ganz besonders für sich in Anspruch nehmen dürfen. Aber vielleicht haben wir es als Arbeitgeber versäumt, diesen besonderen und auch ideellen Wert einer Tätigkeit in der Luftsicherheit hinreichend genug zu vermitteln? Ich persönlich jedenfalls sehe selbstkritisch Nachholbedarf und will, dass wir dieser Verantwortung künftig mit mehr Nachdruck und einfühlsamer gerecht werden. Rückkehr aus Corona Wie können wir es uns als Branche erklären, dass die Rückkehr unserer Belegschaften aus der Coronazwangspause einigermaßen verstolpert werden konnte? Der Leiter der BPOLI BER jedenfalls hat es Anfang Oktober anlässlich der Luftsicherheitstage auf den Punkt gebracht. Nach einer langen „Erholungsphase“ müssen wir schnellstens zurück zu professionell geleiteten und geleisteten Kontrollabläufen finden. Zugespitzt wurde formuliert, dass zwar genügend Luftsicherheitsassistentinnen und -assistenten in Lohn und Brot seien, aber zu wenige in der tatsächlichen Arbeit auf den Kontrollspuren. Die Feststellung schmerzt und ist doch nicht zu widerlegen. Krankenstände von bis zu 30 Prozent jedenfalls sprechen eine klare Sprache und die Ursachen hierfür müssen abgestellt werden. Natürlich gab es bis in den Herbst hinein noch immer ein Coronaansteckungsgeschehen, aber die Dramatik der Krankenstände wird dadurch nicht erklärt. Die Ursachen liegen tiefer und womöglich eben im nicht ausreichend entwickelten Verständnis für die Sinnhaftigkeit und besondere Verantwortung des eigenen Tuns. Und da ist mehr Neben der zuvor erwähnten besonderen Pflicht der Arbeitgeber, mehr Führung und Vorbild zu zeigen, bleiben über Jahre aufgestaute strukturelle und organisatorische Defizite. Diese bewirken, dass Personalgewinnung schleppend und nur mäßig erfolgreich geschieht. Das Berufsbild Luftsicherheit ist der Öffentlichkeit in all seinen Facetten wenig bekannt. Die Tätigkeit leidet zudem unter einer uninformierten und oft sogar verzerrten Darstellung in Medien und politischen Wortmeldungen. Kein Wunder, dass die gut bezahlten Berufe in der Luftsicherheit für manchen Neueinsteiger wenig attraktiv erscheinen. Wir sind nicht allein Strukturell leiden wir darunter, vor dem Boarden der Fluggäste das letzte Glied einer Reihe von Prozessen zu sein. Mitunter erst spät oder mit zu wenig Kapazität geöffnete Check-ins führen zu gestörten Passagierströmen, die dann bei uns als Stau sichtbar werden. Der Verzicht darauf, Handgepäckregelungen auch durchzusetzen und gestörte Gepäckprozesse an einigen Flughäfen verleiten Passagiere dazu, teils absurde Mengen an dicht gepacktem Gepäck mit in die Kabine nehmen zu wollen. Dafür können wir nichts. Aber wir baden es aus. Die mitunter sehr langen Bearbeitungszeiten von Zuverlässigkeitsüberprüfungen („ZÜP“) für künftige Mitarbeitende werden regelmäßig thematisiert. Verbessert hat sich wenig und KrankVizepräsident des BDLS Bundesverbands der Luftsicherheitsunternehmen und Geschäftsführender Direktor der I-SEC Deutsche Luftsicherheit SE & Co. KG Oliver Damer

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==