DER SICHERHEITSDIENST

28 DSD 1 | 2023 WIRTSCHAFT UND POLITIK Florian Graf, seit einem Jahr Hauptgeschäftsführer des BDSW/BDGW, zu den Herausforderungen für die Sicherheitswirtschaft 2023. Das Interview führte Annabelle Schott-Lung. Herr Graf, was hat Sie im vergangenen Jahr in Ihrer neuen Funktion am positivsten überrascht? Florian Graf: Jeden Tag stelle ich in meiner Funktion immer wieder aufs Neue besonders positiv fest, mit welcher Vielfalt an Tätigkeiten unsere Branche mit ihren rund 265.000 Beschäftigten tagtäglich einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag zur Sicherheit in Deutschland leistet. Hierzu zählen beispielsweise der Schutz von militärischen und polizeilichen Liegenschaften, der Schutz des öffentlichen Personenverkehrs, der Schutz von Flüchtlingsunterkünften, die Sicherheit an Flughäfen und die Sicherstellung kritischer Dienstleistungen wie zum Beispiel der Bargeldversorgung. Das Wirken unserer Unternehmen hat doch gerade in den jetzigen Krisenzeiten zu einer verstärkten öffentlichenWahrnehmung und Bedeutung der privaten Sicherheitswirtschaft geführt. Sie kommen aus der Politik – wie konnten Sie Ihre politische Erfahrung bisher für BDSW und BDGW einsetzen? Florian Graf: Für den BDSW und die BDGW ist ein intensiver Austausch mit den politischen Entscheidungsträgern von entscheidender Bedeutung. Mir war deshalb von Beginn an wichtig, den Dialog mit der Politik auf allen Ebenen zu intensivieren, die Politik für unsere Themen zu gewinnen und damit unsere Branche voranzubringen. Dabei bringe ich meine vielfältigen Erfahrungen in der Politik und in Verbänden der Wirtschaft ein. Im vergangenen Jahr sind wir auf sehr viel Offenheit und Interesse für unsere Themen gestoßen, gerade in Bezug auf den Schutz der Kritischen Infrastrukturen. Wir befinden uns in einer Phase der „Polykrisen“ – international wie auch national, Stichwort Hochwasserkatastrophe. Wie kann die Sicherheitswirtschaft das „Krisenmanagement“ des Staates unterstützen? Florian Graf: Unser Aufgabenspektrum hat sich in den letzten Jahren enorm erweitert und wird sich auch weiterhin stetig verändern. Unsere Branche ist bereit, sich auf die Übernahme neuer Aufgaben durch Qualifizierung und technische Ausrüstung vorzubereiten und dadurch die Polizeien und Sicherheitsbehörden nach Kräften optimal zu unterstützen. Die Sicherheitswirtschaft kann und will mehr leisten und sollte zukünftig in das Krisenmanagement der Bundesrepublik strategisch und operativ einbezogen werden! Aber diese strategische Ausrichtung des Sicherheitsgewerbes wird nur dann gelingen, wenn die Politik dieses durch eine rasche und wirksame Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen unterstützt und unseren Unternehmen Planungssicherheit gibt. Genau deshalb erwarten wir, nach dem intensiven Vorlauf der letzten Jahre, nun dringend die neuen gesetzlichen Regelungen für unsere Branche. Damit sprechen Sie eine „Altlast“ an, die Sie geerbt haben. Wie ist hier der aktuelle Stand beim Sicherheitsgewerbegesetz? Florian Graf: Wir sind sehr optimistisch, dass das im Koalitionsvertrag festgelegte Projekt eines „Sicherheitsgewerbegesetzes“ in diesem Jahr endlich zu einem Abschluss gebracht wird. Aktuell arbeitet das Bundesinnenministerium immer noch an einem Referentenentwurf. Das Gesetz ist erforderlich, um gerade in sensiblen Einsatzbereichen unserer Branche, speziell beim Schutz Kritischer Infrastrukturen, bundesweit verbindliche, einheitliche Qualitätsstandards festzulegen. Der BDSWmöchte so das Qualitätsniveau für alle Marktteilnehmer erhöhen und damit Deutschland im Ergebnis noch sicherer machen. Und das Bewacherregister? Es ist ja seit vergangenem Herbst beim Statistischen Bundesamt angesiedelt. Hat sich hier schon etwas an den Abläufen verbessert? Hauptgeschäftsführer des BDSW Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft und der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste Die Erstveröffentlichung des Interviews erfolgte in der Ausgabe 1-2/2023 der Zeitschrift PROTECTOR. www.sicherheit.info Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Florian Graf Unterstützung im Krisenmanagement Im Gespräch mit Florian Graf

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