DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 55 DSD 3 | 2022 Die Frage, ob sich der Fachkräftemangel in der Sicherheitsbranche unter diesen Kennzahlen beheben lässt, ist demnach aktuell ganz einfach mit „Nein“ zu beantworten. Der wesentlichste Grund dafür ist mit den großen Defiziten im Bereich des Berufs- und Branchenimages der Sicherheitsbranche verbunden, welche es seit Jahrzehnten in Deutschland gibt. Diese sind zum größten Teil durch das mangelnde Verständnis und durch die fehlende gesellschaftliche Anerkennung des Begriffs „Sicherheit“ unter der Bevölkerung entstanden. Als Konsequenz daraus hat sich im Laufe der Jahre ein unattraktives gesellschaftliches Branchenimage entwickelt. Dies führt bis heute dazu, dass die Kunden niedrige Preise für ihre Sicherheit zahlen, die Mitarbeitenden in der Branche ein geringes Einkommen erhalten und somit das – von allen Firmen gesuchte – qualifizierte Personal oder die sogenannten „Fachkräfte“, die Branche verlassen und sich zu attraktiveren Berufen umorientieren. Wenn der Fachkräftemangel also nicht zu bekämpfen ist, wäre die aktuell einzige Lösung, diese extreme Marktlage mit den passenden Personalmaßnahmen wenigstens zu minimieren. In einer von mir durchgeführten Forschung im Laufe meiner Masterthesis habe ich nach unterschiedlichen Personalmaßnahmen gesucht, die den Fachkräftemangel in der Sicherheitsdienstleistungs- und Sicherheitstechnikbranche reduzieren können. Für dieses Ziel habe ich mir jeweils drei Unternehmen oder Zielobjekte unterschiedlicher Größenordnung (Kleinunternehmen, mittelständisches Unternehmen und Konzern) aus der Sicherheitsdienstleistungs- und Sicherheitstechnikbranche ausgesucht und Topführungskräfte aus den insgesamt sechs Firmen interviewt, die sich mit Personalthemen beschäftigen. Die Fachexperten wurden zu unterschiedlichen Personalthemen befragt, ihre Antworten wurden ausgewertet und in einer Best-Practice-Anleitung zusammengefasst, die von Firmen jeglicher Größenordnung verwendet werden kann. Dabei sollten sowohl preisgünstige Vorschläge als auch kostenintensive Maßnahmen aufgelistet werden, damit jedes Unternehmen mit „unterschiedlichen Mitteln“ gegen den Fachkräftemangel kämpfen kann. Aus den Ergebnissen heraus sind besonders drei Maßnahmen hervorzuheben. Als eine der wichtigsten Maßnahmen wurde unter den Befragten die Stellenanzeige einer Firma erwähnt. Diese kann in Zeiten des Fachkräftemangels eine entscheidende Rolle für die Bewerbung von aktiv suchenden Bewerbenden spielen. Sie stellt eine Art Unternehmensimage oder Imagekampagne eines Unternehmens dar und stellt heraus, wie ein Arbeitgeber von dem externen Bewerbermarkt wahrgenommen werden möchte. Unter den Interviewten haben drei angegeben, standardisierte und veraltete Stellenanzeigen zu verwenden. Diese haben entsprechend keine bis wenige Bewerbungen auf ihre Anzeigen erhalten. Dennoch haben sich drei der untersuchten Firmen Gedanken gemacht, was sie mit der Veränderung einer Stellenanzeige erreichen können und die Stellenanzeigen in ihrer Organisation angepasst. Bei zwei der Firmen wurde die junge Generation als potenzielle Zielgruppe berücksichtigt, und es wurden Veränderungen im Textbereich vorgenommen. Als Beispiel wurde hier„das Duzen“ bei der Ansprache hinzugefügt. Diese sollte mit wenigen und kompakten Informationen arbeiten und nicht mit Inhalt überladen sein. Genauso wurden in die Stellenanzeige Bilder integriert. Sie sollten die Aufmerksamkeit der Bewerbenden wecken und langfristig in Erinnerung bleiben. Die dritte Firma integrierte einen Link zur Videokampagne über die Unternehmenswerte in jeder ihrer veröffentlichten Anzeigen, da diese der Organisation besonders wichtig sind und jeder der Angestellten sie vertreten soll. Dadurch wurde den Bewerbenden von Anfang an die Chance geboten, einen persönlichen Blick in die Unternehmenskultur der Organisation zu werfen. Alle der oben genannten Anpassungen der Stellenanzeige haben zur Erhöhung der Anzahl von eingehenden Bewerbungen geführt. Stellenanzeigen kreativ zu gestalten ist also eine Maßnahme, die sowohl kostengünstig ist und für Firmen jeglicher Größenordnung einfach und schnell umgesetzt werden kann. Deshalb ist die Handlungsempfehlung an dieser Stelle, sich bei Konkurrenzfirmen umzuschauen und zu analysieren, welche Ideen und Modelle in ihrer Organisation passen können und diese dann entsprechend umzusetzen bzw. zu überarbeiten. Zu den wichtigsten Personalmaßnahmen gegen den Fachkräftemangel gehören auch die Imagekampagnen. Unter

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