DER SICHERHEITSDIENST

72 DSD 2 | 2022 DAS LETZTE Eine Zeit der Herausforderungen Von Florian Graf Es ist eine Zeit großer Unsicherheit. Einerseits haben wir gerade das zweite Coronajahr überwunden, da erleben wir einen grausamen Krieg in der Ukraine. Die heute noch nicht absehbaren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen dieser Krisen machen es aktuell nicht einfach, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Jedenfalls lässt sich feststellen, dass die Inflation in Deutschland aufgrund des Ukraine-Krieges und angestiegener Energiepreise auf den höchstenWert seit 40 Jahren angestiegen ist. Dies, die weltweite Rohstoffknappheit und unterbrochene Lieferketten setzen die deutsche Wirtschaft unter Druck. Unsere Unternehmen brauchen geeignetes Personal Mit derzeit bundesweit rund 260.000 Beschäftigten hat die Sicherheitswirtschaft als Dienstleistungsbranche besonders in den letzten zwei Jahren der Coronapandemie bewiesen, dass sie gerade in Krisenzeiten einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag zur Sicherheit in Deutschland leistet. Unser Aufgabenspektrum hat sich in den letzten Jahren massiv erweitert und wird sich auch weiterhin verändern. Im Jahr 2021 haben die Unternehmen der Sicherheitswirtschaft dadurch einen Umsatz von ca. 9,85 Mrd. Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorjahr hat sich im Jahr 2021 die Zahl der freien Stellen in unserer Branche auf ca. 12.000 deutlich erhöht. Die Suche nach geeigneten Fachkräften hat sich während der Coronapandemie verschärft und bleibt die zentrale Herausforderung für den gesamten Dienstleistungssektor. Die Kunden brauchen verlässliche und umsichtige Tarifabschlüsse Die von der Bundesregierung in das Parlament bereits eingebrachte Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Oktober 2022 auf 12 Euro stellt unsere Branche vor eine große tarifpolitische Herausforderung. Es besteht kein Zweifel, dass das Parlament dieses Gesetz noch vor der Sommerpause verabschieden wird. Dies stellt einen beispiellosen Eingriff in laufende Tarifverträge dar und verletzt die Tarifautonomie. Für unsere Unternehmen bedeutet diese „größte Gehaltserhöhung der deutschen Geschichte“ (Handelsblatt) einen stürmischen Herbst. Die Verhandlung eines bundesweiten Mindestlohntarifvertrages wäre eine interessante Chance gewesen, über die sich unsere Mitgliedsunternehmen in zahlreichen Informationsveranstaltungen unserer Landesgruppen in den letzten Wochen ausgetauscht haben. Jedoch fehlt hierzu die Bereitschaft der Gewerkschaft ver.di, einen solchen Weg zu versuchen. Mit der arbeits- und tarifrechtlichen Kompetenz unseres Verbandes werden wir die dezentrale Tarifarbeit in allen 16 Bundesländern gut bewerkstelligen. Die Sicherheitswirtschaft braucht zeitgemäße Rahmenbedingungen Die Politik muss die Rahmenbedingungen in der Sicherheitsbranche zügig neu ausrichten und mit diesen Maßnahmen die Voraussetzungen schaffen, dass die Sicherheitswirtschaft auf einem neuen Qualitätslevel arbeiten und ihre Rolle in der Sicherheitsarchitektur Deutschlands stärken wird. Dafür ist der Erlass eines Sicherheitsdienstleistungsgesetzes maßgeblich. Neben dem Qualitätsaspekt würde dies die notwendige Flexibilität für die Unternehmen bei der Personalplanung deutlich erhöhen. Hierzu ist die volle Funktionsfähigkeit des Bewacherregisters herzustellen. Auch das Vergaberecht bedarf Korrekturen und Ergänzungen für einen fairen Wettbewerb auf einem qualitativ höheren Niveau. Um keinen Wettbewerb mehr nach dem Billigstanbieterprinzip zu haben, sind Qualitätskriterien in die öffentliche Auftragsvergabe von Sicherheitsdienstleistungen zwingend aufzunehmen. Hauptgeschäftsführer des BDSW Bundesverband der Sicherheitswirtschaft und der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste Florian Graf

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