DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 23 DSD 2 | 2022 Sicherheitswirtschaft ist systemrelevant Politik sollte dafür entsprechende Rahmenbedingungen schaffen Im Gespräch mit Florian Graf Er ist das neue Gesicht beim Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Florian Graf ist dort der neue Hauptgeschäftsführer. Im Gespräch mit dem Behörden Spiegel erläutert er seine Agenda und stellt Forderungen auf. Das Interview führte Marco Feldmann. Herr Graf, Sie sind neuer Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Was sind Ihre wichtigsten Ziele? Was steht auf Ihrer Agenda ganz oben? Florian Graf: Die Sicherheitswirtschaft mit ihren heute rund 265.000 Beschäftigten leistet einen enormgroßen Beitrag zumSchutz der Wirtschaft und zur Absicherung Kritischer Infrastrukturen. Dabei sind in den vergangenen Jahren immer mehr Aufgaben und zu schützende Bereiche dazugekommen. Außerdem haben Akzeptanz und Bedeutung der Branche zugenommen. Und sie wird auch in Zukunft noch wichtiger werden für die Sicherheit Deutschlands. Diese Entwicklung werden wir als Verband mit unseren Mitgliedern mitgestalten und unseren Partnern auf politischer Ebene Angebote zur Bewältigung der bestehenden Herausforderungen präsentieren. Es ist daher mein Hauptziel, den Bundesverband der Sicherheitswirtschaft und die gesamte Branche weiter nach vorn zu bringen, die Verbandsarbeit zu modernisieren und die professionelle Interessensvertretung weiter auszubauen. Die Sicherheitswirtschaft wird auch weiterhin eine starke und verlässliche Stimme auf der Bundesebene haben. Welche weiteren Erwartungen haben Sie an die neue Bundesregierung mit Blick auf die private Sicherheitswirtschaft? Florian Graf: Die Coronapandemie hat erneut deutlich gemacht, wie wichtig die Dienstleistungen der privaten Sicherheitswirtschaft sind. Deshalb ist für uns das im Koalitionsvertrag der Ampelparteien vereinbarte Sicherheitsdienstleistungsgesetz von entscheidender Bedeutung. Wir hoffen, dass es dazu bis Jahresende einen Referentenentwurf aus dem federführenden Bundesinnenministerium (BMI) gibt. Denn obwohl sich das Aufgabenspektrum der privaten Sicherheitswirtschaft deutlich erweitert hat, sind die rechtlichen Regelungen stehen geblieben und stellen meist auf reine Bewachungstätigkeiten ab. Solche Dienstleistungen machen allerdings mittlerweile nur noch rund 30 Prozent der Tätigkeiten unserer Unternehmen aus. Wir brauchen hier politische Rahmenbedingungen, die dieser Entwicklung Rechnung tragen und die Qualität der Sicherheitsdienstleistungen weiter steigern. Was ist Ihnen noch wichtig? Florian Graf: Es kommt ebenfalls darauf an, endlich die volle Funktionsfähigkeit des Bewacherregisters herzustellen und die Systemrelevanz der privaten Sicherheitswirtschaft festzuschreiben. Das muss nicht alle Tätigkeitsbereiche unserer Unternehmen betreffen, aber doch zumindest die, in denen enge Kontakte zu Kritischen Infrastrukturen bestehen. Da geht es gerade in der aktuellen Situation unter anderem auchumQuarantäneregelungender betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Welchen Reform- und Verbesserungsbedarf sehen Sie in der privaten Sicherheitswirtschaft selbst? Florian Graf: Als Bundesverband der Sicherheitswirtschaft rufen wir mit unseren Unternehmen nicht nur nach dem Staat, sondern handeln auch selbst. So haben wir zum Beispiel zwei Ausbildungsberufe auf den Weg gebracht und unterstützen Sicherheitsmanagementstudiengänge. Der Prozess der Optimierung und Qualitätsverbesserung ist dabei ein stetiger. Wir sehen aber auch auf staatlicher Seite Ver- änderungsbedarf. Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) Die Veröffentlichung des Interviews erfolgte im März 2022 im Behörden Spiegel (www.behoerden-spiegel.de). Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Florian Graf

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