DER SICHERHEITSDIENST

SCHUTZ VON VERANSTALTUNGEN UND MESSEN 5 DSD 1 | 2022 tungen heute wie noch vor zwei Jahren eng an eng vor der Bühnenabsperrung stehen und ihren Idolen zujubeln, eine Bierdusche ertragen und den verschwitzten Nebenmann „akzeptieren“, ohne zu wissen, wer es ist und ob seine Daten geprüft und zur Nachverfolgung notiert sind? Um es kurz zu machen: Ich glaube, ja. Viele potenzielle Konzertbesucher, werden sich genau danach sehnen und stehen bereits mit scharrenden Hufen in den Startlöchern, darauf wartend, dass man sie wieder lässt. Die Welle, die uns in der Veranstaltungsbranche erwartet, wird extrem sein und intensive Herausforderung für Ressourcen und Know-how werden. Aber, abgesehen von den Besuchern, wie steht es denn um die Unternehmen der Veranstaltungssicherheit und Veranstaltungsordnung? Gibt es diese noch? Hier ist eine Antwort gar nicht so einfach. Teils konnten sich die Unternehmen über „neue“ Dienstleistungen, wie oben geschildert, halten, viele aber auch nicht. Und wenn, dann leider nicht mehr in vorpandemischen Größen, mit entsprechenden Personalzahlen. Eine erhebliche Anzahl von Beschäftigten hat sich in andere Berufszweige umorientiert; innerhalb der Branche in sicherere Gewässer, wie beispielsweise den Objektschutz. Aber ganz klar auch außerhalb der Branche in gänzlich neue Berufsbilder. Supermarktkonzerne suchten und suchen Mitarbeiter zum Einräumen von Waren in Regale, angepasst an das geänderte Einkaufsverhalten. Lieferservices, seien es Restaurants oder Supermärkte, werden genutzt wie nie und benötigen entsprechendes Personal. Und auch Paketzusteller, Mitarbeiter bei großen Versandhäusern und alle hiermit zusammenhängenden Berufe werden händeringend gesucht. Nicht zu vernachlässigen ist da noch der Respekt vor der pandemischen Lage an sich. Möchte man in solchen Zeiten mit „so vielen Fremden“ in Kontakt kommen? Für nebenerwerblich Tätige stellen sich diese Fragen teilweise gar nicht, da die Hauptarbeitgeber oft die Ausübung des Minijobs untersagen. Andere benötigen in Zeiten ohne Fernreisen, ohne geöffnete Restaurants und wenig Freizeitgestaltungsmöglichkeiten aber auch einfach das zusätzliche Einkommen nicht mehr; lernen Verzicht und finden heraus, dass es auch gut und gerne ohne geht. Die nunmehr beinahe eingeschlafene Veranstaltungswelt konkurriert also mit Jobangeboten, bei welchen die aktuelle Nachfrage immens und somit in Teilen auch die Bezahlung sehr gut ist, aber auchmit der Sicherheit des Zu-HauseBleibens. Viele Unternehmen haben also starke Verluste an verfügbaren Arbeitskräften. Für die pandemische Auftragslage mag dies dem ein oder anderen gar nicht so dramatisch vorkommen. Aber was passiert nun, wenn wir tatsächlich zurück in den „Alltag der Vergangenheit“ gehen? Wenn das Licht in den Veranstaltungsstätten genauso plötzlich wieder angeht, wie es vor zwei Jahren ausgegangen ist? Die Menschen sind kulturhungrig und wollen wieder etwas erleben. Der Veranstaltungskalender platzt in der gesamten Republik aus allen Nähten. Kann eine zwei Jahre in den Winterschlaf versetzte Branche mit verringerten Personalzahlen dieses Pensum dennoch leisten? Dienstleister versuchen mit teils sehr aufwendigen Marketingstrategien neues Personal zu finden, verkaufen Freizeiterlebnis als Jobs. Und dennoch bleibt das große Rennen auf die freien Stellen – jedenfalls bislang – aus. Ist es der noch andauernde Respekt vor der pandemischen Lage? Ist es der Gedanke, dass „gerade ja sowieso nichts läuft“, also warten potenzielle Bewerber, bis die Branche tatsächlich aus dem Dornröschenschlaf erwacht, und bewirbt sich erst dann wieder, wenn wirklich etwas geboten werden kann? Und wo sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen, die vor der Pandemie noch da waren? Kann man diese zurückgewinnen oder sind sie ein für alle Mal in den Supermarktregalen/Paketlagern/… angekommen und nicht mehr zurückzugewinnen? Angekommen in anderen Jobs, wo die Wertschätzung kein unbekanntes Wort ist, Schichtpläne, langfristige Einsatzplanung üblich sind und nicht wie der Veranstaltungswelt unvorhersehbar kurzfristig gearbeitet wird – wenn andere feiern. Wer also wird die Dienstleistung erbringen, wenn in der gesamten Republik zeitgleich kulturhungrige Fans darauf warten, dass sich die Einlässe der großen Stadien oder Festivals öffnen und endlich wieder alles laut, verschwitzt und voller Adrenalin und Endorphine ist? Aktuell ist eine Einschätzung der Personallage nicht einfach und die Gewinnung von neuem, qualifiziertem Personal fällt nach wie vor niemandem in den Schoß. Ich glaube aber fest daran, dass mit steigenden Temperaturen und wieder mehr Freiheiten für uns alle auch wieder das Interesse und die Vorfreude steigt, an Veranstaltungen mitzuwirken und ein Teil des großen Ganzen zu sein. Ich bin mir sicher, dass das bevorstehende Veranstaltungsjahr – sofern es so stattfindet, wie die Planung es vorhersagt – eine große Herausforderung für die Branche der Veranstaltungssicherheits- und Veranstaltungsordnungsdienste wird. Dennoch ist es keine unlösbare Aufgabe. Es braucht aber viele spitze Bleistifte, kluge Gedanken und sinnvolle Absprachen sowie offene Ohren auf allen Seiten, sodass eine gute Planung im Vorfeld stattfinden kann und wir weiterhin alle gemeinsam positiv und voller Vorfreude auf das Erwachen der Veranstaltungsbranche blicken können. Ich persönlich, kann es kaum abwarten!

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