DER SICHERHEITSDIENST

8 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Den Weitblick, der zu dem Schritt gehörte, legte man in der Politik zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt an den Tag. Noch am 12. April 1972 antwortete Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Hermann Schmitt-Vockenhausen. Dieser wollte wissen, ob die Bundesregierung bereit sei, „darauf hinzuwirken, dass entsprechende Schutzbestimmungen, wie sie für Schalter und Schalterhallen von Banken und Sparkassen bestehen, auch für Geldtransportwagengeschaffen werden.“ Genscher, das Problem kleinredend: „Die Zahl der Raubüberfälle auf Geldtransporte … und auf Geldtransportwagen ist zurzeit im Verhältnis zu den Überfällen auf Banken und Sparkassen noch gering. So ereigneten sich in den Jahren 1970 und 1971 insgesamt 13 bzw. 17 Überfälle auf Geldtransporte, davon je zwei auf Geldtransportwagen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren 5 Überfälle auf Geldtransporte zu verzeichnen, davon vier auf Geldtransportwagen.“ Die überwiegende Zahl der Geldtransporte erfolgte zu dieser Zeit noch weitgehend amateurhaft in ungesicherten privaten Fahrzeugen mit Gelegenheitsboten. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte im Januar 1972 einen Kripobeamten mit den mahnenden Worten zitiert: „Wenn bei den Banken nichtsmehr zu holen ist, kommen Kaufhäuser, Supermärkte, Tankstellen und Geldtransporte an die Reihe.“ Neun Herren in München Eine kleine Gruppe der Profis unter den Geld- und Werttransporteuren hatte sich aber auf diese Entwicklung längst eingestellt. Am 15. September 1971 waren deshalb einige Herren der Branche in den Räumen der Münchener Wach- und Schliessgesellschaft zusammengekommen, um unter anderem den Versuch zu unternehmen, „bei Lloyds, London, eine Senkung der Versicherungsprämien für Geld und Werttransporte durchzusetzen.“ Dies wurde mit dem Worten begründete, der Gesamtumsatz bei diesen Transporten sei „in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, sodass eine günstigere Prämienregelung erstrebenswert sei. Die Versicherungsgrenze solle von 2 Mio. DM pro Transport auf 4 Mio. DM erhöht werden.“ Neun Herren, die zehn Unternehmen repräsentierten, setzten an diesem Tage ihre Unterschrift unter die Satzung des neugegründeten „Fachverbandes der Geld- und Werttransportunternehmen“, mit Sitz in München. Es war ein Grundstein für die heutigen Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. (BDGW). „Lange bevor die Unfallverhütungsvorschriften für unsere Branche von der gesetzlichen Unfallversicherung erarbeitet und verabschiedet wurden“, konstatiert BDGW-Hauptgeschäftsführer Dr. Harald Olschok, „waren sich die ersten Geld- und Werttransportunternehmen bereits einig, für besonders gefahrgeneigte Tätigkeiten Peter Niggl ist freier Journalist. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der privaten Sicherheit. Einsatz für das Bargeld Ein halbes Jahrhundert Interessensvertretung Geld und Wert Von Peter Niggl Vor 50 Jahren, im Spätsommer 1971, wurde ein Grundstein für eine Interessensvertretung Geld und Wert gelegt, die in der Bundesvereinigung Deutscher Geld- undWertdienste e. V. (BDGW) mündete.

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