DER SICHERHEITSDIENST

63 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST SICHERHEITSFORSCHUNG Vernetzung von Alltags- und Bevölkerungsschutz – Strukturen zur Bewältigung von Krisen und Katastrophen Von Matthias Max Matthias Max leitet das Team Sicherheitsforschung und Innovationstransfer im Deutschen Roten Kreuz e. V. In Hinblick auf Krisen und Katastrophen spielen die Strukturen des Bevölkerungsschutzes eine tragende Rolle. Das integrierte Hilfeleistungssystem des Bevölkerungsschutzes stellt dabei ein Gesamtsystem dar, das sich größtenteils auf ehrenamtliche Strukturen stützt und die Ressourcen von Bund, Ländern und privaten Hilfsorganisationen für die Ereignisbewältigung bündelt.1 Allein das Deutsche Rote Kreuz (DRK) kann dabei zur Bewältigung seiner Aufgaben auf 400.000 freiwillig Engagierte zurückgreifen. Katastropheneinsätze der vergangenen Jahre zeigen, dass die Rolle von Alltagsstrukturen zur Bewältigung von Krisen an Bedeutung gewinnen.2 So bieten medico-soziale Strukturen als auch private und öffentliche Unternehmen mit unterschiedlichsten Professionen, Fähigkeiten sowie materiellen und immateriellen Ressourcen ein großes Potenzial für die Krisenbewältigung. Hierzu bedarf es bereits in Nicht-­ Krisenzeiten einer systematisierten Vernetzung zwischen Strukturen des Bevölkerungsschutzes und des Alltags. Diese Dynamiken untersucht das DRK mit seinem Team Sicherheitsforschung und Innovationstransfer und entwickelt daraus praxisnahe Lösungen. Sicherheitsforschung und Innovationstransfer im Deutschen Roten Kreuz In Deutschland ist das DRK die größte Hilfsorganisation und als solche einer der zentralen Akteure im Bevölkerungsschutz3. Aus diesem Grund ist das DRK auch seit über zehn Jahren in der zivilen Sicherheitsforschung aktiv. Das Team zielt mit seinen Fragestelllungen und Forschungsprojekten auf die Optimierung von Konzepten für die zivile Sicherheit ab und umfasst ein weites Spektrum an Fragen bezüglich der öffentlichen Sicherheit, des Risikomanagements sowie des Transfers von Innovationen in die Strukturen des Bevölkerungsschutzes. Die Beobachtung und Analyse von gesellschaftlichen Entwicklungen stellen dabei den Ausgangspunkt dar, um für Krisen- und Katastrophenereignisse zu sensibilisieren und Bewältigungsstrategien abzuleiten. Für den fachlichen Austausch kann das DRK auf ein internationales Netzwerk zurückgreifen, das für seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit eine einzigartige Quelle an Know-howund Erkenntnissen aus Krisen- und Katastrophenlagen bietet. Mit 192 anerkannten nationalen Gesellschaften und über 17 Millionen Freiwilligen ist die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung die größte humanitäre Bewegung weltweit. Eine wichtige Rolle für die Forschung im DRK spielen dabei die Global Reference Centres, die zu spezifischen Themenbereichen Expertise bündeln und mit denen das DRK im stetigen Austausch steht. Es gibt aktuell sechs Global Reference Centres: Das Global Preparedness Centre (USA, Washington), das Climate Centre (Niederlande, Den Haag), das Global First Aid Reference Centre (Frankreich, Montrouge), das Psychosocial Support Centre (Dänemark, Kopenhagen), das Livelihoods Resource Centre (Spanien, Madrid) und die Shelter Research Unit (Luxemburg, Bartringen).4 Darüber hinaus hat das DRK im Rahmen seiner Forschungsarbeit bereits mit über 200 exterUm für den Katastrophenfall gewappnet zu sein, sind nicht nur funktionierende Strukturen des Bevölkerungsschutzes gefragt. Auch die Einbindung von Alltagstrukturen vor Ort ist essenziell, um so schnell wie möglich eine Krise oder Katastrophe zu bewältigen. Insofern sollte der bestmögliche Einbezug aller notwendigen und verfügbaren Ressourcen ein vordringliches Ziel bei der Krisenbewältigung sein.

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