DER SICHERHEITSDIENST

6 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Die große Bedeutung der Branche für Wirtschaft und Gesellschaft hat sich ganz besonders bei der Einführung der D-Mark in der damaligen DDR und der Euro-Einführung im Jahre 2002 gezeigt. Ohne das Know-how der Geld- und Wertdienstunternehmen wäre dies nicht möglich gewesen. Durch den sukzessiven Rückzug der Banken aus dem Bargeldhandling ergaben sich immer neue Aufgaben für unsereMitglieder. Insofern war es konsequent, dass die BDGW im Jahre 2000 von der BundesvereinigungDeutscher Geld- und Werttransporte e. V. zur Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. umbenannt wurde. Im November 2005 entwickelte sich die BDGW dann vom reinen Wirtschaftsverband zumWirtschafts- und Arbeitgeberverbandweiter. Seit dieser Zeit schließt die BDGW Tarifverträge für Geld und Wert selbstständig ab. Zuletzt konnten wir Anfang Dezember 2020, nach langwierigen Verhandlungen, einen Tarifabschluss erzielen. Dieses Mal erfreulicherweise ohne die in den letzten Jahren leider üblichen Streiks. Erwähnt werden muss hier auch der Prozess gegen die Deutsche Bundesbank. Diese hatte Ende 2004 mitgeteilt, ihr Dienstleistungsangebot zu „modernisieren“. Bedingt durch den technischen Fortschritt kam es zur Entwicklung sog. Multistückelungsmaschinen. Für ihre Dienstleistungen legte die Bundesbank am 18. Juli 2005 ihr Entgeltmodell dar, Bargeldbearbeitung zum Nulltarif. Dagegen klagte die BDGW, wenn auch erfolglos, vor dem Landgericht Frankfurt. Wenige Tage später bepreiste die Bundesbank ihre Dienstleistung im Rahmen der sog. Multistückelungseinzahlung. Es gab auch einige Krisen zu bewältigen bzw. zu überstehen. Das Jahr 2006 zählt zu den dunkelsten in der Geschichte der bundesdeutschen Geld- und Wertdienste. Die Insolvenz der kriminellen Heros-Unternehmensgruppe im Jahr 2006 beschädigte das Image der Branche nachhaltig. Doch zeigten die Schadensfälle auch die Selbstregulierungsfähigkeit der Branche. Der BDGW-Sicherheitsstandard wurde erarbeitet und beschlossen. Dadurch konnten wir das Vertrauen der Kunden und der Öffentlichkeit wieder zurückzugewinnen. Die Gewährleistung sicherer Geld- und Werttransporte war bei der Gründung der BDGW einer der wesentlichsten Verbandszwecke. Nach Jahren mit – auch im europäischen Vergleich – niedrigen Fallzahlen, ist die Anzahl der Überfälle in den vergangenen zwei Jahren leider wieder gestiegen. Allein in Berlin fanden sieben davon statt. Eine derartige Ballung in nur einer Stadt gab es in den letzten 50 Jahren nicht. Das Risiko war früher in Deutschland gleich verteilt. Für unsere in Berlin tätigen Mitgliedsunternehmen ist das eine besorgniserregende Entwicklung. Doch die Coronapandemie stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Das Zahlungsverhalten der Deutschen hat sich, beeinflusst auch durch das massive Eintreten des Handels für bargeldloses Bezahlen in einer kaum geahnten Geschwindigkeit verändert. Im Jahr 2019 lag der Bargeldanteil am Umsatz im Handel noch bei rund 46 Prozent, 2020 lag er bei knapp 40 Prozent. Dieser Trend hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt mit entsprechenden Konsequenzen für unsere Mitgliedsunternehmen. Dr. Harald Olschok ist Hauptgeschäftsführer der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste. 50 Jahre Verbandsgeschichte Von sicheren Werttransporten über den Wertdienstleister zum (einzigen?) Bargeldlobbyisten Von Dr. Harald Olschok 1966 wurde in Mannheim von Karlheinz Schies das erste Geld- und Werttransportunternehmen gegründet. Bereits fünf Jahre später wurde in München in den Sitzungsräumen der Münchener Wach- und Schließgesellschaft der Fachverband der Geld- und Werttransportunternehmen gegründet. Sicherheitsvorschriften wurden erarbeitet die Versicherungsbedingungen mitgestaltet. Von den 50 Jahren Verbandsarbeit konnte ich fast drei Jahrzehnte mitgestalten. Gravierende politische und wirtschaftliche Veränderungen haben unsere kleine Branche nachhaltig verändert.

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