DER SICHERHEITSDIENST

3 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Corona und die Bargeldnachfrage und -nutzung Im Vorkrisenjahr 2019 beliefen sich die Banknotennettoemissionen (Auszahlungen abzüglich Einzahlungen) der Deutschen Bundesbank auf etwa 60 Mrd. Euro. Im Jahr 2020 betrugen sie ungefähr 73 Mrd. Euro, was einem Anstieg von 21 Prozent entspricht. Vor allem der erhebliche Nachfrageanstieg zu Beginn der Coronavirus-­ Pandemie im März 2020 – einer Phase mit hoher Unsicherheit hinsichtlich Dauer und Verlauf der pandemischen Entwicklung – hat maßgeblich zu diesem Anstieg beigetragen, wie die nebenstehendeAbbildung illustriert. Alleine indembesagten Monat emittierte die Deutsche Bundesbank netto über 20 Mrd. Euro, was zugleich die höchste NettoemissionderBundesbank ineinem einzelnen Monat seit ErstausgabedesEuro-Bargelds bedeutet. Vor allem die Nachfrage nach großen Stückelungen (100-Euro- und 200-Euro-Banknoten), die vornehmlich zur Wertaufbewahrung nachgefragt werden, hat diesen Effekt bestimmt. Demgegenüber haben Reise- und Mobilitätbeschränkungen sowie eingeschränkte Öffnungen im Gaststättengewerbe und bei körpernahen Dienstleistungen während der Pandemie zu einer geringeren Nachfrage nach „kleinen“ Stückelungen (5 Euro, 10 Euro und 20 Euro) geführt. Im weiteren Verlauf des Jahres 2020 lagen die Nettoemissionen entsprechend insgesamt unterhalb des Vorkrisenniveaus. IndiesemJahr habenunter anderemdie rasche Entwicklung eines effektiven Vakzins und die folgenden sukzessiven Öffnungen des öffentlichen Lebens zu einer Belebung der Bargeldnachfrage geführt. Die kumulierten Banknotennettoemissionen für den Zeitraum von Januar 2021 bis August 2021 liegen etwa 15 Prozent höher als die Nettoemissionen desselben Zeitraums des Jahres 2019. Quelle: Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland während Corona Beim Zahlungsverhalten waren sowohl Veränderungen als auch die Rückbesinnung auf Vertrautes festzustellen, wie Befragungen der Bundesbank zeigen. Demnach gab jede vierte Corona und die Folgen für das Bargeld als Zahlungsmittel Von Prof. Dr. Johannes Beermann Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich auf sämtliche Bereiche des täglichen Lebens in Deutschland und Europa aus. So hat sich beispielsweise während der Pandemie unser Verständnis von sozialer Interaktion, Mobilität und Arbeit verändert. Gleichzeitig können solche disruptiven Ereignisse bestehende Strukturen aufbrechen. Sie können Agens für Veränderungen und Innovationen sein, wie beispielsweise die kurzfristige Umsetzung von Homeoffice-Lösungen und die rasche Entwicklung von Impfstoffen auf Basis neuartiger Technologien. Die mit solchen Ereignissen ebenfalls einhergehende Unsicherheit ist häufig auch Movens, auf Vertrautes zurückzugreifen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die Bargeldnachfrage sowie -nutzung während der CoronavirusPandemie. Prof. Dr. Johannes Beermann ist Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.

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