DER SICHERHEITSDIENST

21 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT bei einem Angriff auf einen GA in EssenKarnap. Evakuiert werden mussten auch Wohnungen im Umkreis von 100 Metern bei einem missglückten Sprengstoffangriff auf einen GA in Geldern-Walbeck am 4. September 2020. Beim Sprengen eines GA in Bremen im Juli 2020 verursachten die Täter einen Sachschaden von 400.000 Euro. Und Personen, die sich in der Nähe des Tatorts aufhalten, sind hoch gefährdet, vor allem durch herumfliegende Trümmerteile. Kriminologische Aspekte DiebrutaleGewalt physischerAngriffeauf GA, die notwendige technische und organisatorische Vorbereitung sowie die Komplexität des Beutezuges von der Ausspähung der Tatgelegenheitsstruktur bis zur Beuteverwertung erfordern professionelles und arbeitsteiliges Handeln einer Bande oder eines Clans. Von den 2019 ermittelten 132 Tatverdächtigen nach GA-Sprengungen hat das BKA 90 als „reisende Täter“ eingestuft. Drei Viertel von ihnen stammten aus den Niederlanden, vorwiegend aus der Region Utrecht/Amsterdam und hatten einen marokkanischen Migrationshintergrund. Sie nutzen für die Flucht PS-starke Limousinen (daher oft auch als „AudiBande“ betitelt) und wenden auch auf der Flucht brachiale Gewalt an. In wechselnder Zusammensetzung bilden solche Clans kriminelle Netzwerke. 2020 ermittelte die Polizei auch reisende Täter aus Rumänien und Moldawien. Manipulation von Geldautomaten und „logische Angriffe“ Sogenannte „logische Angriffe“ auf GA oder GA-Netzwerke mit einer Schadsoftware oder mittels Blackboxing stiegen in der Zeitspanne zwischen 2017 und 2019 beträchtlich an – von 8 auf 68 Fälle. Aber 2020 bildete der „Datenklau“ am GA nach Einschätzung von Experten ein „Auslaufmodell“. Bis einschließlich November manipulierten Kriminelle nach Angaben der Euro Kartensysteme 134 GA. Die Gesamtzahl der Skimming-Fälle ging 2020 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf 227 zurück. Allerdings dürfte das Dunkelfeld nicht ermittelter Manipulationen beträchtlich groß sein, weil viele Straftaten nach der Entschädigung der Karteninhaber durch Geldinstitute und Kreditkartengesellschaften nicht angezeigt werden. Da Kartendoubletten nur noch dort funktionieren,woZahlungskartennochmit leicht kopierbaren Magnetstreifen ausgerüstet werden, wird es immer schwieriger, erbeutete Kartendaten gewinnbringend einzusetzen. Nach der in Deutschland eingesetzten EMV-Technik werden Zahlungskarten mit einer Art Minicomputer ausgestattet, der die Karte bei jedem Gebrauch auf EchtTabelle 1: Angriffe auf Geldautomaten 2018 2019 2020* Physische Angriffe auf GA insgesamt 590 549 davon Angriffe mit Sprengung 369 349 390 vollende Diebstähle mit Sprengung 137(37%) 142 (31%) 160 (31%) versuchte Diebstähle mit Sprengung 232 (63%) 207 (59%) 230 (59%) sonstige physische Angriffe 221 200 Quelle: Bundeskriminalamt (*bis 16.12.2020) Tabelle 2: Fallzahlen und Häufigkeitszahlen der Bundesländer im Vergleich Bundesland Sprengungen 2019 Häufigkeitszahl 20191 Sprengungen 20202 Baden-Württemberg 34 0,31 45 Bayern 27 0,21 25 Berlin 10 0,28 Brandenburg 5 0,20 Bremen 1 0,14 Hamburg 1 0,06 Hessen 53 0,85 29 Mecklenburg-Vorpommern 1 0,06 Niedersachsen 45 0,56 45 Nordrhein-Westfalen 105 0,59 176 Rheinland-Pfalz 22 0,54 37 Saarland 6 0,60 Sachsen 14 0,34 Sachsen-Anhalt 13 0,59 16 Schleswig-Holstein 5 0,17 Thüringen 7 0,32 12 Quelle: Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter / 1Fälle pro 100.000 Einwohner, 2vorläufige Zahlen

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