DER SICHERHEITSDIENST

12 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Ein Plädoyer für Scheine und Münzen Aber die Branche meisterte die Herausforderungund trugdamit zueiner reibungslosen und sicheren Bargeldversorgung für die deutsche Wirtschaft bei. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge konstatierte Hauptgeschäftsführer Dr. Olschok 2019 nach der Verurteilung einer siebenköpfigen Bande, auf deren Konto 15 Überfälle auf Geldtransporte gingen: „In einer Branche wie unserer kommt es leider trotz der hohen Sicherheitsvorkehrungen zu Überfällen. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre gab es lediglich 2,9 Überfälle pro Jahr. Damit sind wir ‚Europameister‘. Dank der Ermittlungsarbeit der Polizei werden aber so gut wie alle Vorfälle früher oder später aufgeklärt.“ Dies sei die beste Abschreckung für potenzielle Täter. Bei allen Fahndungserfolgen darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass sich Normen Franz, der für den Mord an drei Geldtransporteuren verantwortlich gemacht wird, seit über zwanzig Jahren der Verantwortung entziehen kann. Eine Gefahr für die Branche wird jedoch an einer ganz anderen Front verortet: der Abschaffung – man müsste konsequenter Weise sagen, dem Verbot – des Bargeldes. Im November 2017 lud die BDGW wegen der Brisanz des Themas Fachleute zu ihrem ersten „Tag des Bargeldes“ nach Berlin. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Bargeld auch weiterhin ein wichtiges Zahlungsverkehrsmittel in Deutschland bleibt. Wir stellen uns einem fairen Wettbewerb zu anderen elektronischen Zahlverfahren“, so der BDGW-Vorsitzende Michael Mewes bei seiner Stellungnahme. Wenn auch die Nutzung alternativer Zahlungsmittel pandemiebedingt in jüngster Zeit zugenommen hat, sind die warnenden Stimmen gegen den Verlust des Bargeldes nicht zu überhören. Die „digitale Zahlung ermöglicht die totale Kontrolle durch Staaten, Finanzinstitute oder Internetanbieter“, mahnte schon 2016 die FAZ. Die Reserviertheit der Deutschen gegen eine solche Entwicklung belegte die „Neue Zürcher Zeitung“ imMärz dieses Jahres: „Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank wurden 2020 in Deutschland zwar 60 Prozent der Transaktionen mit Scheinen und Münzen vorgenommen. Im Jahr 2017 waren es allerdings noch 74 Prozent.“ Die Bundesbank bezifferte den Wert der von ihr ausgegebenen Banknoten Ende Mai 2021 auf 839 Mrd. Euro – 52 Milliarden und 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland mitteilt. Die Mitgliedsunternehmen der BDGW können also auch in den kommenden Jahren froher Hoffnung sein, dass die Kasse stimmt.

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